Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,7, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Proseminar Willy Brandt und die neue Ostpolitik, Sprache: Deutsch, Abstract: Viel wurde bereits zur sogenannten „SPIEGEL-Affäre“ aus dem Jahr 1962 gesagt und nicht zuletzt auch geschrieben. Die entsprechenden Beurteilungen reichen von einem „Überfall der Staatsgewalt“, einem „Angriff auf die Pressefreiheit“, der „Geburtsstunde der kritischen Öffentlichkeit“ bis hin zu einem „Abgrund von Landesverrat“. Sicherlich ist der Vorfall insbesondere vor dem Hintergrund der Frage nach einer real existierenden Pressefreiheit in Deutschland ein entscheidendes historisches Ereignis, allerdings gibt es in Anbetracht der besonderen politischen Situation zum Zeitpunkt der Affäre weitere Dimensionen der Untersuchung, welche von historischer Relevanz sind und daher einer wissenschaftlichen Bearbeitung bedürfen. Im Zuge der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990 ergibt sich aus jeder politischen Konfliktsituation, ungeachtet ihrer innen- oder außenpolitischen Wirkungsrichtung, ein möglicher Interpretationsansatz hinsichtlich eines Einflusses durch, beziehungsweise auf jene politische Debatte über die Möglichkeiten einer Wiedervereinigung der deutschen Teilstaaten, besser bekannt als „Deutschlandfrage“. Somit kann ein Ereignis von solch politischer Brisanz und öffentlichem Interesse zwangsläufig auch im Kontext jenes Diskurses über die Ausrichtung der Deutschlandpolitik betrachtet werden, da dieser die politische Öffentlichkeit zu jener Zeit beherrschte. Die SPIEGEL-Affäre bietet demnach die Möglichkeit, zwischen selbiger und der politischen Ausrichtung der BRD in Bezug auf den vorherrschenden Ost- West-Konflikt eine theoretische Verbindung herzustellen und auf Wechselwirkungen zu untersuchen. Im Fokus steht hierbei nicht der chronologische Verlauf der Ereignisse oder die, wie bereits erwähnt, vielfach betonte Bedeutung für die Festigung einer Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland, noch soll der Schwerpunkt auf die innenpolitische Tragweite des Vorfalls gelegt werden. Vielmehr geht es in erster Linie darum, deutlich zu machen, welchen Einfluss die Frage nach einer möglichen Wiedervereinigung sowohl auf die Geschehnisse der Jahre 1962/63 als auch umgekehrt besaß. Durch diesen Grundgedanken ergibt sich ein Vielzahl von analytischen Blickwinkeln, welche in ihrer Summe eine neue Beurteilungsgrundlage der SPIEGEL-Affäre zum Vorschein bringen könnten und gleichzeitig einer Illustration der westdeutschen Deutschlandpolitik unter Konrad Adenauer dienen.