Seit über dreißig Jahren schreibt die Schriftstellerin und Feministin Luise F. Pusch (Jg. 1944) Glossen und so ist mit „Die Sprache der Eroberinnen“ ein weiterer Auswahlband mit Glossen, alle im Göttinger Wallstein Verlag, erschienen.
In den 42 neuen Glossen setzt sich Pusch wie immer kritisch
und pointiert mit der Benachteiligung der Frau durch den männlich dominierten Sprachgebrauch…mehrSeit über dreißig Jahren schreibt die Schriftstellerin und Feministin Luise F. Pusch (Jg. 1944) Glossen und so ist mit „Die Sprache der Eroberinnen“ ein weiterer Auswahlband mit Glossen, alle im Göttinger Wallstein Verlag, erschienen.
In den 42 neuen Glossen setzt sich Pusch wie immer kritisch und pointiert mit der Benachteiligung der Frau durch den männlich dominierten Sprachgebrauch auseinander. Die Mitbegründerin der feministischen Linguistik richtet ihren Blick dabei auf ein großes Themenspektrum, das von der aktuellen Politik über Film und Fernsehen oder Mode bis hin zum Paarlaufen des Eiskunstsportes reicht. So stellt sie z.B. die provozierende Frage wann heißt die beliebte TV-Sendung endlich „Wer wird Millionärin?“ Oder sie erörtert die Frage was sind die weiblichen Formen von „Täufling“ oder „Flüchtling?“ Vielleicht „Eingetauchte“ und „Schutzsuchende“?
Pusch rückt mit Humor, aber auch mit ernstem Nachdruck ihren feministischen Blick auf unsere Männerwelt, um nicht zu sagen auf unsere „Herrensprache“. Das löst mitunter Unverständnis und Protest aus wie ihre Glosse „Frauenquote fürs Cockpit“, die sie als Reaktion auf den von einem Piloten herbeigeführten Absturz einer Maschine mit 149 Toten schrieb: die Selbstmordrate sei bei Frauen deutlich niedriger als bei Männern. Das löste einen wahren „Shitstorm“ los.
In allen Bereichen entdeckt Pusch die Man(n)kos der deutschen Sprache, spürt sie die sprachlichen Geschlechterklischees überall auf. So plädiert sie in ihren Glossen für die Feminisierung der Sprache, um in der vorherrschenden Männerwelt die Rollenverteilung zu ändern und Platz für die Frau zu machen.
Dabei geht die Autorin nicht immer bierernst vor, sondern setzt sich oft mit einer gehörigen Portion Ironie über die sprachliche Herrenkultur hinweg. Und so hat sie z.B. in der titelgebenden Glosse „Die Sprache der Eroberinnen“ ganz neue Erkenntnisse zur deutschen Sprachgeschichte gewonnen: der Mann als „Nicht-Frau“.
Mit provozierenden, aber durchaus unterhaltsamen Texten will Pusch den Leser und die Leserin zum Nachdenken anregen und so sind die 144 Seiten eine geistreiche Aufforderung, überkommene sprachliche Gegebenheiten nicht einfach als selbstverständlich hinzunehmen, sondern unseren aktuellen Sprachgebrauch näher zu hinterfragen.