Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Konstanz (Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Migrantenliteratur, Sprache: Deutsch, Abstract: Liest man den Roman, die Rezeptionen und die Forschungsliteratur, wird schnell deutlich, das nicht der Inhalt das hauptsächlich faszinierende an Özdamars Roman ausmacht, sondern vielmehr die Sprache, der Erzählstil und der dadurch ermöglichte „interkulturelle Dialog“. Özdamar schreibt nicht in „gewohntem“ Deutsch, vielmehr stößt der Leser durchgehend auf ungewöhnliche Satzkonstruktionen, nicht übersetzte türkische Wörter, Satzteile oder Passagen und teilweise sogar auf Sätze, die den grammatikalischen Regeln des Deutschen diametral entgegenstehen. Özdamar selbst hat den Roman bewusst auf diese Art und Weise verfasst und begründet dies gerade mit der angesprochenen Begegnung mit dem Fremden: Ich habe es absichtlich in einem Sprachdadaismus geschrieben, wo die Sprache nicht sofort zuverstehen ist, ob man jetzt türkische Bilder perfekt ins Deutsche überträgt oder gesprochen spricht, es ist sehr schwer zu verstehen, aber das war meine große Absicht, weil die Begegnung ja erst stattfindet, wenn die Fremdheit wahrgenommen wird. In dieser Hausarbeit soll hauptsächlich dieses Sprachphänomen untersucht. Bei aller Bewunderung für den Text gibt es doch ganz unterschiedliche Meinungen zu Özdamars Werk. Daher möchte ich im ersten Teil einerseits den Karawanserei-Roman im Spiegel der Presse betrachten und die Reaktionen darstellen, welche er in diesem Bereich hervorrief. Im zweiten Teil steht dann die Sprache an sich im Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand von Beispielen und Textstellen soll versucht werden, die andersartige Sprache zu analysieren und Muster sowie Erzähltechniken ausfindig zu machen, mit welchen der Text überschrieben werden könnte. Darüber hinaus soll aber auch ein kritischer Blick auf die weit verbreitete Meinung geworfen werden, die Sprache bewirke allein das Fremde an Özdamars Roman. Diese verengte Sichtweise eröffnet einige Schwächen, welche den Blick auf das Potenzial des Textes gerade auch hinsichtlich seiner Fremdheit reduzieren. Schließlich folgt noch eine Analyse der Großvater-Geschichte und der Mehmet Ali Bey-Geschichte, in welchen Özdamar einen Teil der türkischen Geschichte vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg der Ich-Erzählerin zu Ohren kommen lässt. Die Vorgehensweise, wie die Autorin diese geschichtlichen Ereignisse erzählen lässt, ist äußerst ungewohnt und auf der sprachlichen Ebene faszinierend gestaltet.