Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Romanistik - Fächerübergreifendes, Note: 1,3, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Romanisches Seminar), Veranstaltung: Sprachwandeltheorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Ferdinand de Saussure gilt als Begründer der „modernen“ Sprachwissenschaft. Sein Name ist jedem ein Begriff, der sich mit dieser Disziplin beschäftigt. Vor allem seine berühmten Dichotomien, die Unterscheidung in langage, langue und parole, die Lehre vom Zeichen als eine Verbindung eines signifiant mit einem signifié sowie die postulierte Arbitrarität des sprachlichen Zeichens gelten als seine Hauptlehren.1 Wenn es jedoch um Sprachwandel bei Saussure geht, so ist häufig nur die Trennung der Sprachwissenschaft in eine synchronische und eine diachronische in der Lehre Saussures diskutiert worden. Seine genaueren Ausführungen zum Sprachwandel, wie er sich vollzieht und in welche verschiedenen Typen er einzuteilen ist, bleiben weitgehend unberücksichtigt. Bei genauerer Betrachtung stellt man aber fest, daß sich über die Hälfte des Cours de linguistique générale (CLG), der 1916 von Charles Bally und Albert Sechehaye publiziert wurde, der diachronischen Sprachwissenschaft also dem Sprachwandel widmet.2 Ziel dieser Arbeit ist es, gerade diese Teile des CLG vorzustellen und Saussures Sprachwandeltheorie zu erläutern. Hierzu wird es notwendig sein, zuerst die Trennung in eine synchronische und eine diachronische Sprachwissenschaft in Saussures Theorie zu erläutern. Anschließend werden die grundlegenden Prinzipien des Sprachwandels und eine Unterteilung in verschiedene Typen des Sprachwandels nach Saussure darlegt. Zum Schluß soll die Kritik an Saussures Sprachwandeltheorie und an der Trennung in eine diachronische und eine synchronische Sprachwissenschaft diskutiert werden. Wenn man sich mit Ferdinand de Saussures Überlegungen zum Sprachwandel näher beschäftigen will, bringt der CLG einige Probleme mit sich. Dieses Werk wurde nämlich nicht von Saussure selber verfaßt, sondern ist eine Mischung aus Aufzeichnungen dreier Vorlesungen Saussures aus den Jahren 1906-1907, 1908-1909 und 1910-1911 sowie einigen Ergänzungen der Herausgeber Charles Bally und Albert Sechehaye. Zudem haben die Herausgeber kaum Aufzeichnungen von Saussure selber gefunden und mußten sich größtenteils auf die Aufzeichnungen der Schüler Saussures verlassen. So heißt es im Vorwort zum CLG: [...] 1 Cf. ARENS, H. 21969: Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart, Freiburg/München, p.573s. 2 Cf. WUNDERLI, P. 1990: Principes de diachronie. Contributions à l’exégèse du »cours de linguistique générale« de Ferdinand de Saussure, Frankfurt am Main, p. 1ss.