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»Rettung« hat zwei grundverschiedene »existentielle« Dimensionen. Die eine zielt auf die »Rettung« einzelner Leben in Gefahr: Feuerwehrleute also retten Menschen aus Bränden, Seenotretter etwa retten Schiffbrüchige aus dem Mittelmeer, Notärzte retten Herzinfarktpatienten und Polizisten retten die entführte Geisel. Die zweite Dimension der »Rettung« wiederum betrifft Systeme oder Segmente eines Gesamtsystems - denken wir nur einmal an die Banken-, Euro- oder Klimakatastrophenrettung - und verweist damit auf einen größeren Zusammenhang, der überhaupt erst die Voraussetzungen dafür schafft, dass…mehr

Produktbeschreibung
»Rettung« hat zwei grundverschiedene »existentielle« Dimensionen. Die eine zielt auf die »Rettung« einzelner Leben in Gefahr: Feuerwehrleute also retten Menschen aus Bränden, Seenotretter etwa retten Schiffbrüchige aus dem Mittelmeer, Notärzte retten Herzinfarktpatienten und Polizisten retten die entführte Geisel. Die zweite Dimension der »Rettung« wiederum betrifft Systeme oder Segmente eines Gesamtsystems - denken wir nur einmal an die Banken-, Euro- oder Klimakatastrophenrettung - und verweist damit auf einen größeren Zusammenhang, der überhaupt erst die Voraussetzungen dafür schafft, dass »Leben« überhaupt möglich ist oder jedenfalls bewahrt wird. Und, wir erleben das im gegenwärtigen Russlandkrieg gegen die Ukraine ganz unabweisbar, selbst Waffen helfen verrückterweise auch »Leben zu retten«. Wie sehr nun gerade Politik »Rettungsversuche« ermöglicht oder verhindert, wie sehr sie ihr Handeln selbst als »Rettungshandeln« versteht und wie entschieden das »Narrativ«, also die »Rede von Rettung« schließlich unser ganzes Politikverständnis dominiert, das ist der komplexe Gegenstand dieses stringenten Essays. Über die konkrete diskurs- und sozialgeschichtliche Ebene eines institutionalisierten »Rettungswesens« und dessen Verknüpfung mit Macht, Recht und Ökonomie hinaus, zielt Johannes F. Lehmanns Frage nach 'Rettung' und 'Erlösung' auf ein Erzählmuster und ein Deutungsschema, das tief in der Kulturgeschichte des Abendlandes begründet ist. Johannes Lehmann ist seit 2014 Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Promotion in Freiburg mit der Arbeit 'Der Blick durch die Wand. Zur Geschichte des Theaterzuschauers und des Visuellen bei Diderot und Lessing.' Freiburg i. Br. 2000; Habilitation in Duisburg-Essen: 'Im Abgrund der Wut. Zur Kultur- und Literaturgeschichte des Zorns'. Freiburg i. Br. 2012 (Rombach: Litterae 107). Forschungsschwerpunkte: Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, kulturwissenschaftliche Fragen zur Genealogie der Moderne: Theater, Anthropologie, Lebenskraft, Recht, Zorn, Rettung, Gegenwart.

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Autorenporträt
Johannes F. Lehmann ist seit 2014 Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, kulturwissenschaftliche Fragen zur Genealogie der Moderne, zu Recht und Literatur, Geschichte von Affekt und Emotion sowie zum Verhältnis von Literatur und Gegenwart.