Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Europa, , Sprache: Deutsch, Abstract: Bei dieser Arbeit geht es um die Suche nach einer kollektiven Identität der Torbeschen. Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel. Im ersten Kapitel werden einige Aspekte der Identität der Torbeschen erörtert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den kulturell-wissenschaftlichen Manifestationen der muslimischen Makedonier. Das letzte Kapitel befasst sich mit den ambivalenten Präsentationen der Torbeschen. Torbesche ist die Bezeichnung für eine mazedonisch sprechende Minderheit, die dem islamischen Glauben angehört und auch in der Republik Nordmazedonien beheimatet ist. Der Name stammt aus der Umgangssprache und kann mit "Taschenträger" übersetzt werden. Es existiert ein öffentlicher Diskurs darüber, ob die Torbeschen von den christlichen Slaven abstammen, die im Zuge der osmanischen Besetzung des Landes zum islamischen Glauben übertraten, oder ob sie albanischer oder türkischer Abstammung sind. Während der osmanischen Zeit war es nicht die Sprache, sondern die Religion, die die Motivation zur Bildung sozialer und loyaler politischer Gruppen auslöste und letztendlich auch zur Definition einer eigenen Identität beitrug. Nach dem Verschwinden der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien kam es erneut zu dieser Situation, bei der wiederum der Religion im Zusammenhang mit den ethnischen Konflikten auf dem Balkan eine entscheidende Rolle zukam. Religion und auch spezifische Traditionen, deren Ursprünge auf die Religion zurückgehen, scheinen für viele andere muslimische Minderheiten auf dem Balkan die wesentlichen ethnischen Komponenten gewesen zu sein. Es wird angenommen, dass die gemeinsame Identität der nordmazedonischen Torbeschen rein religiösen Gründen entsprang. Was die ethnische Identität der Gemeinschaft der Torbeschen betrifft, gibt es noch erhebliche Diskussionen, trotz der Tatsache, dass die Mehrheit sich den Türken oder Albanern zugehörig fühlt. Dagegen wähnt sich eine kleine Gruppe von Torbeschen, die die Sprache für das viel entscheidendere Identitätskriterium halten, den orthodoxen (Slawo-) Mazedoniern wesentlich näher. Deshalb ist den Torbeschen weder eine ausgeprägte (slawo-) mazedonische nationale Zugehörigkeit eigen, noch besitzen sie eine wirkliche Torbesch-Identität.