Opfer können selbst zu Täter*innen werden, da sie ihre eigenen Grenzen oft nicht mehr angemessen wahrnehmen, schützen oder verteidigen können. Dies betrifft nicht nur sexuelle Übergriffe, sondern auch Diskriminierungen, Stigmatisierungen oder die Anwendung struktureller Gewalt gegen Einzelne. Hilflosigkeit entsteht, die zu Ohnmacht, Wut oder dem Drang nach Zerstörung von Objekten oder Personen führen kann. Die Beiträger*innen untersuchen die Beziehungen von Opfern und Täter*innen aus ökosozialen und therapeutischen Perspektiven. Auch die Betroffenensicht wird durch den Bericht einer Patientin, die selbst Opfer war, integriert. Es wird dazu angeregt, über den eigenen Status als »Opfer« oder »Täter*in« nachzudenken, die Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma und Gesellschaft zu vertiefen sowie eine neue Wertekultur in der Psychotherapie zu entwerfen. Mit Beiträgen von Marie-Luise Althoff, Mathias Becker, Angelika Eibach-Bialas, Bärbel Heise, Jochen Kehr, Rebecca Kitzmann, Jennifer Mioc, Wiebke Pape, Franz Resch, Ulrich Sachsse, Beate Schneider, Sabine Trautmann-Voigt, Beatrix Vill, Ralf Vogt und Bernd Voigt
»Global können wir momentan die Gefahr erleben, wenn sich viele als Opfer fühlen, ohne dabei reflektieren zu können, dass sie auch - zuweilen überaus aggressive und gefährliche Täter sind. Beispiel sei nur Donald Trump, der sich als Opfer eines Wahlbetruges inszeniert(e). Daher kommt dieses Buch zum genau richtigen Zeitpunkt. [...] Insgesamt ein wichtiges und sehr spannendes Buch, das allerdings keine leichte Kost ist.« Joachim Weimer, Deutsches Ärzteblatt PP Heft 5, Mai 2022 »Eine sehr gelungene Textsammlung, die Einblicke in die Dynamik von Täter- und Opferanteilen und deren spezifische Dynamik bietet. Die vielfältigen Fallbeispiele in den Einzelbeiträgen, die unterschiedlichen Störungsbilder und Arbeitsfelder, vor allem aber auch die Integration der Betroffenensichtweise weisen das Werk als Praxisreader auf, der wichtige Impulse für die Arbeit mit traumatisierten Personen in Therapie und Beratung geben kann.« Gernot Hahn, Socialnet.de, 28. April 2022 »Die Thesen des Buches, vor allem die Werteorientierten Psychotherapie, werden sicherlich kontrovers diskutiert werden. Vor allem für die eigene Selbstreflexion und Verarbeitungsprozesse. Die Kapitel über Trauma und transgenerationale Aspekte oder über Rache sind spannend zu lesen, während der Beitrag über Mobilität versus Sesshaftigkeit wenig aussagekräftig ist. Mehr Berichte von Betroffenen wären wünschenswert gewesen und hätten die Authentizität des interessanten Buches weiter erhöht.« Michael Lausberg, Scharf Links. Die 'neue' linke online Zeitung, 13. März 2022