Schwedens großes Trauma als Krimi.
34 Jahre ist der Mord an Olof Palme her, Verdächtige gab es seinerzeit einige, einer wurde verurteilt und später wieder freigelassen. Der Krimi „Die Taten der Toten“ ist aber aktueller denn je, denn im Juni 2020 veröffentlichte die Schwedische Polizei neue
Ermittlungsergebnisse. Allerdings ist auch der neue Hauptverdächtige (und vermutliche Täter) inzwischen…mehrSchwedens großes Trauma als Krimi.
34 Jahre ist der Mord an Olof Palme her, Verdächtige gab es seinerzeit einige, einer wurde verurteilt und später wieder freigelassen. Der Krimi „Die Taten der Toten“ ist aber aktueller denn je, denn im Juni 2020 veröffentlichte die Schwedische Polizei neue Ermittlungsergebnisse. Allerdings ist auch der neue Hauptverdächtige (und vermutliche Täter) inzwischen verstorben, wodurch der Fall vermutlich nie 100%ig aufgeklärt werden wird. „Der Palme-Mord war offensichtlich so ein hoffnungsloser Fall. Wie ein unheilbarer Patient, durch und durch vom Krebs zerfressen, dachte sie, kein Arzt der Welt kann ihn mehr retten.“ – trotzdem macht sich das Team um die Kommissarinen Stina Forss und Ingrid Nyström daran, den Fall nach all den Jahren doch noch aufzuklären.
Zwischen den beiden Kommissarinnen besteht aus den Vorgänger-Büchern eine tiefere Verbindung, die oberflächlich erklärt wird. Gerade so viel, um es zu verstehen, aber wenig genug, um dem Leser Lust auf die andern Bände zu machen und seine Neugier zu wecken. Ebenso die Anschläge auf Stinas Leben, die natürlich auch im achten Teil eine Rolle spielen. Nach dem letzten Anschlag beginnt sie, getrennt vom Rest des Teams, in ihrer eigenen Vergangenheit zu ermitteln. So sichtet sie beispielsweise kistenweise alte Unterlagen, die ihr Vater ihr hinterlassen hat. Hat der ehemalige Berufssoldat etwas mit dem Mord zu tun?
In dem Buch spielen die beiden Autoren Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson eine neue Variante der Ereignisse durch. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite hinterlässt das Buch beim Leser ein „so könnte es gewesen sein“ – Gefühl. Vermutlich jede irgendwann einmal angedachte Spur wird in dem Buch erwähnt, die Verfehlungen der damaligen Ermittlungskommission ebenso und auch tatsächliche Ermittlungsergebnisse finden ihren Platz. Das alles macht den Krimi zu einer gekonnten Mischung aus Fakt und Fiktion. Das Buch ist schon der achte Band der Reihe, ich kenne keinen der Vorgänger, konnte aber problemlos der Geschichte folgen. Nur ein paarmal gibt es Rückblicke auf Geschehnisse in anderen Bänden, welche aber erklärt werden, sodass man nie Schwierigkeiten hat, alles zu verstehen.
Das Buch ist rasant erzählt und lässt sich flüssig lesen. Der Spannungsbogen ist konstant hoch, allenfalls die (kursiv abgesetzten) Hintergrundgeschichten aus der Zeit vor dem Tag der Tat (Tag X) vor 34 Jahren, erlauben dem Leser kurze Verschnaufpausen. Der Schluss überrascht, ist aber stimmig. Die Charaktere sind klar gezeichnet und gut beschrieben, Eigenheiten und Eigenarten deutlich herausgearbeitet – obwohl es schon der achte Band ist, gehen die Autoren da sehr sorgfältig vor. Die Übersetzung ist manchmal holprig („Der Ministerpräsident befand sich gemeinsam mit seiner Frau auf dem Rückweg eines gemeinsamen Kinobesuchs.“) aber alles in allem ist das Buch ein hochspannender und hochkarätiger Krimi über ein immer noch hochbrisantes Thema. Von mir eine klare Lese-Empfehlung und 5 Punkte.