Zwischen der in den Evangelien beschriebenen Jordantaufe des Johannes und dem christlichen Taufritual, wie es sich in den Paulusbriefen als den ältesten literarischen Zeugnissen des Neuen Testaments darstellt, bestehen erhebliche Unterschiede, besonders in der theologischen Deutung des Rituals. Die Apostelgeschichte bewahrt Überlieferungen, die punktuell Einblick in die vor- und nebenpaulinischen Anfänge der christlichen Taufpraxis gewähren und so zur Rekonstruktion von deren Entwicklungsgeschichte beitragen können: Das eschatologische Bußritual des Johannes wird von Christen auf den wiederkommenden Messias Jesus bezogen; durch seinen sühnenden Tod erwartet man die von Johannes verheißene Sündenvergebung, und in seinem Namen vollzieht man die Taufe fortan. Enthusiastische Erlebnisse, die als geistgewirkt gedeutet werden, führen dazu, daß man mit der Taufe den Empfang des heiligen Geistes assoziiert. Zudem wird im Zuge der christlichen Missionspraxis die Taufe von einem Bekenntnis- und Bekehrungsakt zu einem Initiationsritual, durch das der Getaufte in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wird. Insgesamt ist damit die Grundlage gegeben, auf der sich sowohl die sehr kreative Tauftheologie des Paulus als auch die konservativere des Verfassers der Apostelgeschichte entfalten können. (1960-2012) Studium der Ev. Theologie in Heidelberg, München, Montpellier und Tübingen; Studium der Judaistik in Jerusalem und Berlin; 1995 Promotion; 2000 Habilitation; 2002-12 Professor für Neues Testament und antikes Judentum in Marburg.
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