Dieses Taschenbuch ziert ein Gemälde einer Frau in einem schönen, altertümlichen Kleid, das den Betrachter sofort auf einen historischen Roman hinweist. Aber „Die Teufelsmalerin“ ist nicht nur ein weiterer historischer Roman, der sich mit einer bestimmten Berufsgruppe beschäftigt, wie sie in letzter
Zeit die Regale in den Bücherläden förmlich überschwemmt haben. Dieses Buch verbindet die…mehrDieses Taschenbuch ziert ein Gemälde einer Frau in einem schönen, altertümlichen Kleid, das den Betrachter sofort auf einen historischen Roman hinweist. Aber „Die Teufelsmalerin“ ist nicht nur ein weiterer historischer Roman, der sich mit einer bestimmten Berufsgruppe beschäftigt, wie sie in letzter Zeit die Regale in den Bücherläden förmlich überschwemmt haben. Dieses Buch verbindet die Beschreibung des Berufes Maler und den geschichtlich genau recherchierten Hintergrund der Besetzung Deutschlands durch die Schweden während des Dreißigjährigen Krieges mit einer spannenden Geschichte um die junge Henrietta, die am Anfang dieses Buches im Kerker sitzt und der Hexerei angeklagt wird.
Sie ist die Tochter des Malers Güntelein, der an der „französischen Krankheit“ – also Syphilis – erkrankt ist.
Im Auftrag des Domherrn von Mainz sollte er ein Heiligenbild für den Dom zu Mainz malen. Leider hindert ihn seine fortschreitende Krankheit an der Ausführung dieses Auftrages. Henrietta wurde von ihm schon als Mädchen in die Kunst des Malens eingewiesen und besitzt darin eine große Fertigkeit. Leider verbietet ihr das Urteil, das gegen sie gefällt wurde, jemals wieder einen Pinsel zu führen.
Die Schweden besetzen die Stadt Mainz und eine Rotte wird im Hause Güntelein einquartiert. Thomas Hartenberg, ein deutscher Maler, der sein Haus im Krieg verlor und sich den Schweden anschloss, um zu malen und dadurch ein paar Lebensmittel zu bekommen, kommt mit der Rotte von Sven Persson in die Stadt. Dieser quartiert Thomas bei dem Maler Scherer, einem Rivalen des Malers Güntelein, ein. Persson zwingt Scherer. um seinen Willen zu brechen und ihm gleich zu zeigen, wer jetzt das Sagen in Mainz hat, unter Androhung von Gewalt gegen dessen Frau, sein eigenes Lebenswerk, ein Heiligenbild, mit dem Messer zu zerstören.
Thomas lernt Henrietta bei einem Prozess kennen, in dem sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt werden soll, weil sie angeblich den Teufel gemalt hat. Er beweist ihre Unschuld, findet jedoch Gefallen an ihr und ihrer Malkunst und stellt sie als seine Malergehilfin ein. Freilich darf sie auch als seine Gehilfin nicht malen, sondern nur Farben mischen und Handreichungen machen.
Sabine Wassermann versteht es vorzüglich, dem Leser ein Bild der Stadt Mainz im Jahre 1632 zu verschaffen. Sowohl die Personen als auch die Orte sind sehr bildhaft beschrieben, so dass ich vor meinem inneren Auge Henrietta und ihre Gefährten sehen konnte. Nicht nur die Charaktere der Hauptprotagonisten sondern auch die der wichtigsten Nebenpersonen sind ausgezeichnet dargestellt. Ich habe viel über die Lebensweise im 17. Jahrhundert erfahren. Die Autorin hat nebenbei viele geschichtliche Fakten in die spannende Geschichte einfließen lassen, so dass es an keiner Stelle langweilig wurde oder belehrend wirkte.
Die Sprache ist sehr direkt, z.B. wenn die Hure Jette, die dem Anführer der Rotte, Sven Persson, dient, aus ihrem Leben erzählt oder wenn die Zustände und Umgangsformen im schwedischen Lager beschrieben werden. Sabine Wassermann nennt die Dinge beim Namen, was mir ausgesprochen gut gefallen hat.
Im letzten Drittel der Geschichte wird es so spannend, dass ich den Roman fast als historischen Krimi bezeichnen möchte. Ich konnte das Buch jedenfalls nicht mehr aus der Hand legen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es geschehen merkwürdige Dinge im Hause Güntelein, die besser geheim bleiben sollten. Ob dies auch gelingt, solltet ihr besser selber lesen. Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall.