Moralische Autonomie - also die Idee, dass der Mensch selbst der Ursprung der Gesetze der Moral ist - gilt, einer weithin unangefochtenen Auffassung über die Geschichte der Moralphilosophie zufolge, als eine Erfindung der Neuzeit. Entsprechend wurde Francisco de Vitorias (ca. 1483-1546) Theorie des natürlichen Gesetzes bisher stets als eine vermeintlich >typisch mittelalterliche< Grundlegung der Moral in der Natur oder im Willen Gottes interpretiert. Dagegen zeigt Spindler auf, dass Vitoria das natürliche Gesetz als Gesetz der praktischen Vernunft versteht und sich damit gegen >typisch mittelalterliche< Theorien des natürlichen Gesetzes wendet: Autonomie ist für Vitoria der einzig mögliche Grund einer universellen Moral.
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