Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Universität Rostock, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Leifrage zielt darauf ab, neben der Darstellung entsprechender Tischverhaltensnormen das strukturell prägende soziale Umfeld, vor allem die höfische Kultur mit ihrem spezifischen Normensystem zu untersuchen. Anhand dessen soll aufgezeigt werden, dass die Tischsitten der Ritter im Kontext dieses sozial verbindlichen Regelsystems zu verstehen sind. In der Arbeit werden zunächst elementare ritterliche Tischsitten dargestellt. Zu diesem Zweck wird hauptsächlich auf die Quelle "Disciplina clericalis" von Petrus Alfonsi zurückgegriffen, weil sich in einem Unterabschnitt des 26. Kapitels viele Verhaltensregeln für gesittetes Essverhalten finden lassen. Andere Quellen wie die von Thomasin von Zerclaere im "Wälschen Gast" dargestellten Tischsitten oder die Regeln Tannhäusers in seiner "Tischzucht" spielen demgegenüber nur eine sekundäre Rolle, so zum Beispiel im sich anschließenden Abschnitt zur Weiterentwicklung der Normen des Essverhaltens. Daraufhin folgt der analytische Hauptpunkt der Arbeit, in welchem die Tischsitten der Ritter in den Kontext der höfischen Gesellschaft gestellt werden. Um dies auf profunde Weise zu tun,werden zunächst soziologische Vorbetrachtungen durchgeführt, damit die Korrelation von Tischsitten und dem Ausdruck gesellschaftlich relevanter Normen deutlich wird. Des Weiteren geht die Analyse der Frage nach, inwiefern die Praktizierung von Tischsitten ein Ausdruck höfischer Verhaltensmuster ist und in welchem Ausmaß damit eine Abgrenzung des Adels von anderen sozialen Gruppen einhergeht. Zuletzt werden im Zuge dieser Analyse die Zusammenhänge von Tischsitten mit Tugend und Selbstdisziplin unter die Lupe genommen. Das letzte Kapitel der Arbeit wird schließlich in Bezug auf die Tischsitten die Relevanz des ritterlichen Mittelalters für die Moderne untersuchen, denn die Frage, ob die Tischsitten der Ritter mehr bedeuten als nur ein Normensystem des Essverhaltens, ermöglicht neben den sozialstrukturellen Analysen einen abschließenden Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ritterlichen und modernen Tischsitten. In der Arbeit erfolgt keine Erwähnung des politisch-historischen Kontextes, weil ein derartiger Rahmen für die soziokulturell orientierte Fragestellung eine nur geringe Relevanz aufweist. Stattdessen erfolgt insgesamt eine kulturgeschichtlich orientierte Einordnung. Zudem wird auf eine gesonderte Darstellung des Ritterbegriffes verzichtet, weil derartige Kenntnisse im Rahmen dieser Arbeit vorausgesetzt werden.
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