Zusammen mit ihren Eltern lebt die 19-jährige Ida Chagall 1935 in Paris. Ihr berühmter Vater Marc nutzt jede Gelegenheit Ida als Modell zu malen. Doch die innige Beziehung von Vater und Tochter bekommt einen ersten Riss, als Ida sich heimlich mit dem Studenten Michel trifft. Die Besatzung
Frankreichs durch die Deutschen zwingt die Familie zur Flucht. Doch Marc will die Bedrohung nicht sehen und…mehrZusammen mit ihren Eltern lebt die 19-jährige Ida Chagall 1935 in Paris. Ihr berühmter Vater Marc nutzt jede Gelegenheit Ida als Modell zu malen. Doch die innige Beziehung von Vater und Tochter bekommt einen ersten Riss, als Ida sich heimlich mit dem Studenten Michel trifft. Die Besatzung Frankreichs durch die Deutschen zwingt die Familie zur Flucht. Doch Marc will die Bedrohung nicht sehen und bringt damit die Familie in tödliche Gefahr. Ida bleibt ihrem Vater auch in Amerika weiter verbunden und organisiert Ausstellungen und Verkäufe. Ihr eigenes Leben spielt dabei nur eine Nebenrolle, bis jemand anderes die Fäden in die Hände nimmt.
Gloria Goldreich hat sich an die schwierige Aufgabe gemacht, einen biografischen Roman über das Leben von Ida Chagall zu schreiben. Von 1935 an begleitet man das Leben der jungen Frau, das durch die Dominanz ihres berühmten Vaters Marc Chagall geprägt wurde. Der Schreibstil wirkt dabei beobachtend, leise und eher begleitend. Es gibt interessante Einblicke in die Arbeit des Malers und die Schaffung verschiedener berühmter Gemälde. Eine emotionale Nähe zu den Figuren konnte ich als Leser jedoch nicht aufbauen. Man ist dennoch fasziniert und berührt von der außergewöhnlichen Lebensgeschichte.
Die Welt der Künstlerfamilie findet abgeschottet von der übrigen Welt in einem eigenen Kosmos statt. Alles richtet sich nach den Regeln und Launen des Malers. Ida soll nach seinem Empfinden immer die reine Tochter bleiben. Ihre ungewollte Schwangerschaft trübt die Verbindung von Vater und Tochter. Die Kriegswirren führen die Familie an unterschiedliche Orte und als eine Flucht aus Frankreich unausweichlich ist, verschlägt es einem den Atem als Marc Chagall das Leben seiner Familie geringer einschätzt als die Rettung seiner Bilder:
"Marcs Geschichte barg keine Frage in sich, es war eine Feststellung, und die Bestimmtheit, mit der er gesprochen hatte, war erschreckend. Er hatte Michels Frage beantwortet. Ja, hatte er gesagt, seine Bilder waren wichtiger als ihrer aller Leben."
Obwohl Marc mit Arroganz und fehlender Anerkennung nicht geizt, bleibt er Idas Lebensmittelpunkt. Ihre Beziehungen zu anderen Männern können der Dominanz des Vaters nicht standhalten. So ist denn auch ein Bild, dass Ida zur Hochzeit von ihrem Vater geschenkt bekam, ihr ständiger Begleiter. Der Hochzeitsthron symbolisiert für mich ihre Einsamkeit und die Verbundenheit zu ihrem Vater. Das Bild kann man sich hier http://www.artclon.com/images/201008/goods_img/38050_G_1283276402881.jpg anschauen.
Idas Ängste werden durch immer wiederkehrende Träume verdeutlicht. Die Poesie der hier verwendeten Sprache entspricht den Bildern Chagalls:
"Sie gleiten, alle drei, werden wie Zephire auf sachten Brisen getragen, sanft gebettet auf Wolken, hoch oben über den brennenden Dörfern und den dunklen Reihen der Soldaten, die durch das Land marschieren, das sie einst das ihre nannten."
Trotz der Intensität der Geschichte, gibt es einige Längen, die das Lesevergnügen schmälern. Besonders der stille Kampf zwischen Ida und Virginia, der neuen Gefährtin von Marc, wird sehr oft erwähnt.
Leider endet Idas Geschichte mit der Geburt ihrer Zwillinge. Ihr weiterer Lebensweg bis zum Tod im Jahre 1994 findet keine Erwähnung mehr.
Der Roman besticht durch die tiefen Einblicke in das Familienleben von Ida Chagall mit all seinen traurigen und überraschenden Facetten. Die biografische Nähe und die historischen Fakten wecken die Neugier sich weiter mit dem Thema "Chagall" zu beschäftigen.