Kim Hye-jin, die neue literarische Entdeckung aus Südkorea, erzählt die Geschichte einer Frau, deren Weltbild angesichts des queeren Lebensentwurfs ihrer Tochter aus den Fugen gerät. Seit Jahren teilen Mutter und Tochter wenig mehr als ein wortkarges Mittagessen pro Woche. Zwischen ihren Nudelschalen türmt sich ein Berg aus Ungesagtem. Die Mutter, Pflegerin im Seniorenheim, führt ein unauffälliges, bescheidenes Leben. Ihre Tochter Green hat einen anderen Weg gewählt: Sie hat keinen Mann, kaum Einkommen und liebt eine Frau. Als das Paar bei der Mutter einziehen muss, prallen die radikal verschiedenen Lebensentwürfe aufeinander. Mit großer Sensibilität und sanfter Wucht ergründet Kim Hye-jin die Ängste einer Generation, die sich dem selbstbestimmten Leben ihrer Kinder stur in den Weg stellt. Ein notwendiger Roman über die Enge und Starrheit von Tradition und die Möglichkeit zum Wandel.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Steffen Gnam bewundert den Mut, den Kim Hye-jin mit ihrem Roman über zwei Generationen von Frauen im heutigen Südkorea beweist. Die unterschiedlichen Werte- und Moralvorstellungen einer lesbischen Frau und ihrer traditionsbewussten, aber lernfähigen Mutter, die als Pflegerin arbeitet, entfaltet die Autorin laut Gnam "stilistisch brillant" in einem kammerspielartigen Setting. Jugendwahn, Homosexualität, den "Clash" der Lebenswelten und das Bröckeln des Generationenvertrags verhandelt der Text für Gnam subtil, philosophisch und mit vielsagendem offenem Ende.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2022Toleranz im Wachstum
Kim Hye-jin über eine Frauenwohngemeinschaft
Die 1983 geborene Schriftstellerin Kim Hye-jin ist eine stilistisch brillante Chronistin koreanischer Widersprüche. Ihr im Original 2017 erschienener Roman "Die Tochter" ist zugleich leises Kammerspiel einer Mutter-Tochter-Beziehung und schillernder Gesellschaftsspiegel. Eine in einem Pflegeheim tätige Mutter, ihre Tochter, eine Lehrbeauftragte, und deren jobbende Liebhaberin führen aus Kostengründen im Haus der Mutter eine Wohngemeinschaft: "Die Tochter" ist ein kluger Roman über den Clash von Lebenswelten, Seinsentwürfen und Traditionsbeständen verschiedener Generationen im heutigen Südkorea.
Eine unsichtbare Mauer zwischen Mutter und Tochter und der wirksame Bannkreis der Konvention prägen die Erzählung. Da im konfuzianisch und patriarchalisch geprägten Korea die Toleranz gegenüber Homosexualität hochschwellig ist, ist für belletristischen Zündstoff gesorgt. Das Buch ist aus Sicht der konservativen Mutter verfasst: Scham, Schuldgefühlen darüber, die Tochter falsch erzogen zu haben, oder gar dem schamanistischen Gedanken, dass "etwas Verqueres von mir auf meine Tochter übergegangen" ist, stehen Mutterliebe und die Suche nach einem Standpunkt im von kollektiver Agrarwirtschaft zur pluralistischen Industriegesellschaft gewandelten Korea gegenüber.
Es handelt sich um zwei parallel erzählte Ungerechtigkeitsgeschichten als Notstandsstudien der Jugend und des Alters: Zum einen wären da lebensgefährliche, von aggressiven Gegendemonstrationen begleitete Aktivitäten der Tochter Green und ihrer Freundin Rain, die am Campus mit einer Gruppe von Freunden gegen die Entlassung homosexueller Kollegen von Green protestieren. Zum anderen erzählt der Roman über das Problem der Pflege als Folge des bröckelnden konfuzianischen Generationenvertrags. Die Mutter als mitfühlende Pflegerin ist mit den Folgen konfrontiert. Kippbildern der aging society wie etwa Menschen in Fixiergurten oder ein dementer einstiger Sänger einer Volkstanzgruppe, der Heimmitarbeiter bittet, ihn für die Bühne zu schminken, stehen Jugendwahn und Vorstellungen vom survival of the fittest gegenüber: "Aus dem Spiel, in dem jeder rennt und springt und sich die Anstrengungen, mitzuhalten, aufschaukeln, bin ich schon längst ausgeschieden."
Als die Mutter die Campus-Aktionen der Tochter und deren Mitstreiter beobachten will, gerät sie in die Zwickmühle und ins Zentrum des Geschehens homophober Übergriffe: Während sie nicht mehr "die Haltung der Gegenseite" vertreten kann, aber weiterhin "diese Kinder" nicht von Grund auf versteht, beginnt sich eine "verschlossene Tür in meinem Inneren" zu öffnen. Aufgewachsen unter autoritären Regimes und in einer "Kultur, in der man höflich die Augen verschließt", stellt sich die Mutter die Gretchenfrage: "Warum liebt meine Tochter Frauen?"
Sie lernt, wie ein neutraler Reporter "ohne Erwartungen, ohne Hintergedanken oder Furcht" Fragen zu stellen, um ihre Tochter zu enträtseln. Die Frage, ob es sich bei der lesbischen Liebe um einen reparablen Irrtum oder ein Missverständnis zwischen unwissenden Mädchen handele, weicht der Erkenntnis, dass die jungen Frauen mitten im Leben stehen, "doch im Gegensatz zu uns stehen sie mitten in einem furchteinflößenden, unbarmherzigen Leben".
Eine besondere Beziehung im Pflegeheim unterhält die Mutter zu der bettlägerigen kinderlosen Patientin Tsen, die sich in den USA für "Grenzkinder" wie Adoptivkinder und Migranten eingesetzt hat. Als die Belegschaft angewiesen wird, Pflegematerial zu rationieren, entdeckt auch die Mutter ihren Widerstandsgeist. Subtil verknüpft Kim Erzählstränge und Lebenswelten der unterschiedlichen Generationen im Gesellschaftsspiel Koreas. So finden Aktivistentreffen in der Küche der Mutter statt, und als Tsen in eine Demenzeinrichtung verlegt wird, bettet die Mutter sie zuletzt in ihr Haus um: Sie will der betagten Dame deren letzte Tage verschönern, aber auch ihren Mitbewohnerinnen Einblicke ins Alter als Lebensphase geben.
Die so entstandene Patchworkfamilie - mit Rain, die Green "mitbrachte", und Tsen, die die Mutter einführte - bedeutet für Mutter wie Kind Lernprozesse. Auf der späteren Trauerfeier für die couragierte Tsen, die als letztes Geschenk der Wohngemeinschaft Frieden und Waffenstillstand ermöglicht hat, deutet sich ein mütterliches Ringen ums Verstehen an: Vielleicht liegt "ein Leben voll von endlosen Kämpfen und dem ewigen Bemühen um mehr Toleranz vor mir". Im offenen Ende dieses mutigen philosophischen Generationenromans über koreanische Frauen zwischen Tradition und Wertewandel nimmt sich die Heldin immerhin vor, die Energie aufzubringen, um ein solches Leben in kleinen Schritten anzugehen. STEFFEN GNAM
Kim Hye-jin: "Die Tochter". Roman.
Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2022. 176 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kim Hye-jin über eine Frauenwohngemeinschaft
Die 1983 geborene Schriftstellerin Kim Hye-jin ist eine stilistisch brillante Chronistin koreanischer Widersprüche. Ihr im Original 2017 erschienener Roman "Die Tochter" ist zugleich leises Kammerspiel einer Mutter-Tochter-Beziehung und schillernder Gesellschaftsspiegel. Eine in einem Pflegeheim tätige Mutter, ihre Tochter, eine Lehrbeauftragte, und deren jobbende Liebhaberin führen aus Kostengründen im Haus der Mutter eine Wohngemeinschaft: "Die Tochter" ist ein kluger Roman über den Clash von Lebenswelten, Seinsentwürfen und Traditionsbeständen verschiedener Generationen im heutigen Südkorea.
Eine unsichtbare Mauer zwischen Mutter und Tochter und der wirksame Bannkreis der Konvention prägen die Erzählung. Da im konfuzianisch und patriarchalisch geprägten Korea die Toleranz gegenüber Homosexualität hochschwellig ist, ist für belletristischen Zündstoff gesorgt. Das Buch ist aus Sicht der konservativen Mutter verfasst: Scham, Schuldgefühlen darüber, die Tochter falsch erzogen zu haben, oder gar dem schamanistischen Gedanken, dass "etwas Verqueres von mir auf meine Tochter übergegangen" ist, stehen Mutterliebe und die Suche nach einem Standpunkt im von kollektiver Agrarwirtschaft zur pluralistischen Industriegesellschaft gewandelten Korea gegenüber.
Es handelt sich um zwei parallel erzählte Ungerechtigkeitsgeschichten als Notstandsstudien der Jugend und des Alters: Zum einen wären da lebensgefährliche, von aggressiven Gegendemonstrationen begleitete Aktivitäten der Tochter Green und ihrer Freundin Rain, die am Campus mit einer Gruppe von Freunden gegen die Entlassung homosexueller Kollegen von Green protestieren. Zum anderen erzählt der Roman über das Problem der Pflege als Folge des bröckelnden konfuzianischen Generationenvertrags. Die Mutter als mitfühlende Pflegerin ist mit den Folgen konfrontiert. Kippbildern der aging society wie etwa Menschen in Fixiergurten oder ein dementer einstiger Sänger einer Volkstanzgruppe, der Heimmitarbeiter bittet, ihn für die Bühne zu schminken, stehen Jugendwahn und Vorstellungen vom survival of the fittest gegenüber: "Aus dem Spiel, in dem jeder rennt und springt und sich die Anstrengungen, mitzuhalten, aufschaukeln, bin ich schon längst ausgeschieden."
Als die Mutter die Campus-Aktionen der Tochter und deren Mitstreiter beobachten will, gerät sie in die Zwickmühle und ins Zentrum des Geschehens homophober Übergriffe: Während sie nicht mehr "die Haltung der Gegenseite" vertreten kann, aber weiterhin "diese Kinder" nicht von Grund auf versteht, beginnt sich eine "verschlossene Tür in meinem Inneren" zu öffnen. Aufgewachsen unter autoritären Regimes und in einer "Kultur, in der man höflich die Augen verschließt", stellt sich die Mutter die Gretchenfrage: "Warum liebt meine Tochter Frauen?"
Sie lernt, wie ein neutraler Reporter "ohne Erwartungen, ohne Hintergedanken oder Furcht" Fragen zu stellen, um ihre Tochter zu enträtseln. Die Frage, ob es sich bei der lesbischen Liebe um einen reparablen Irrtum oder ein Missverständnis zwischen unwissenden Mädchen handele, weicht der Erkenntnis, dass die jungen Frauen mitten im Leben stehen, "doch im Gegensatz zu uns stehen sie mitten in einem furchteinflößenden, unbarmherzigen Leben".
Eine besondere Beziehung im Pflegeheim unterhält die Mutter zu der bettlägerigen kinderlosen Patientin Tsen, die sich in den USA für "Grenzkinder" wie Adoptivkinder und Migranten eingesetzt hat. Als die Belegschaft angewiesen wird, Pflegematerial zu rationieren, entdeckt auch die Mutter ihren Widerstandsgeist. Subtil verknüpft Kim Erzählstränge und Lebenswelten der unterschiedlichen Generationen im Gesellschaftsspiel Koreas. So finden Aktivistentreffen in der Küche der Mutter statt, und als Tsen in eine Demenzeinrichtung verlegt wird, bettet die Mutter sie zuletzt in ihr Haus um: Sie will der betagten Dame deren letzte Tage verschönern, aber auch ihren Mitbewohnerinnen Einblicke ins Alter als Lebensphase geben.
Die so entstandene Patchworkfamilie - mit Rain, die Green "mitbrachte", und Tsen, die die Mutter einführte - bedeutet für Mutter wie Kind Lernprozesse. Auf der späteren Trauerfeier für die couragierte Tsen, die als letztes Geschenk der Wohngemeinschaft Frieden und Waffenstillstand ermöglicht hat, deutet sich ein mütterliches Ringen ums Verstehen an: Vielleicht liegt "ein Leben voll von endlosen Kämpfen und dem ewigen Bemühen um mehr Toleranz vor mir". Im offenen Ende dieses mutigen philosophischen Generationenromans über koreanische Frauen zwischen Tradition und Wertewandel nimmt sich die Heldin immerhin vor, die Energie aufzubringen, um ein solches Leben in kleinen Schritten anzugehen. STEFFEN GNAM
Kim Hye-jin: "Die Tochter". Roman.
Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2022. 176 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Kim Hye-jin ist eine stilistisch brillante Chronistin koreanischer Widersprüche. Ihr ... Roman 'Die Tochter' ist zugleich leises Kammerspiel einer Mutter-Tochter-Beziehung und schillernder Gesellschaftsspiegel. ... [Ein] mutiger philosophischer Generationenroman über koreanische Frauen zwischen Tradition und Wertewandel" Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.03.22
"170 Seiten Mutter-Monolog - die radikale Entscheidung einer erfrischend störrischen Autorin, die selbst in der queeren Szene von Seoul unterwegs ist. ... Ein sehr physischer Roman, in dem es ausschließlich um Frauen geht. ... Was der Roman deutlich aufzeigt ist, dass Familie mehr ist als das, was man vom Amt bestätigt kriegt. Das ist keine ganz neue Einsicht, hier aber ausgesprochen mutig erzählt." Katharina Borchardt, Deutschlandfunk, 27.01.22
"Kim Hye-jins Roman setzt sich mit den Themen Altersdiskriminierung, Homofeindlichkeit und dem familiären Konflikt radikal verschiedener Lebensentwürfe auseinander. [...] Die Ich-Perspektive der Mutter liefert Inneneinsichten in eine Seele, deren Herz abhandengekommen zu sein scheint, aber in Wahrheit auf einer großen emotionalen Einsamkeit fußt. ... 'Die Tochter' erzählt eine nicht weichgespülte, berührende Geschichte von Mutter und Tochter, die schon lange aufgehört haben, miteinander zu reden. Und wie vermeintliche zwischenmenschliche Gräben verlassen werden können." Wenke Bruchmüller, Missy Magazine, 15.03.22
"'Die Tochter' ist der Entwicklungsroman einer über 60-Jährigen, die nach und nach ihren Blick dafür öffnet, wie sehr die Konventionen Frauen benachteiligen. ... Kim Hye-jin entwirft ein Panoptikum an interessanten, fast ausschließlich weiblichen Figuren, in deren Biografien sich eine Gesellschaft im Aufbruch spiegelt." Claudia Voigt, Spiegel, 29.01.22
"Starre Tradition clasht mit Selbstbestimmtheit. Die südkoreanische Hype-Autorin Kim Hye-Jin untersucht in 'Die Tochter', wie zwei Weltbilder am Esstisch sitzen können." Cosmopolitan, 13.04.22
"'Die Tochter' ist nicht nur ein queerer Roman: Kim Hye-Jin liefert darin viel mehr ein Abbild eines modernen, aber zutiefst ungleichen Südkoreas. ... Es schmerzt, was wir lesen: Die Vergänglichkeit des eigenen Lebens, der Generationenkonflikt, der eine Barriere zwischen Mutter und Tochter treibt, die Geldnöte, die jegliche Freude am Leben überschatten, das Hören von Dingen, die man eigentlich lieber ignorieren würde. Genau dieses absichtliche Nicht-Verschonen der Leser*innen, diese melancholische Grundstimmung des Buches ist es aber auch, was Die Tochter so lesenswert macht." Melissa Erhardt, ORF fm4, 11.04.22
"Eindringlich und sanft zugleich arbeitet Hye-Jin, die als die neue literarische Entdeckung aus Korea gilt, die Emotionen heraus, lässt die Charaktere immer wieder schmerzlich aufeinandertreffen. Wie sie im Verlauf der nur 176 Seiten die Möglichkeit von Annäherung und Verständnis auslotet, ist ein sorgfältiges und berührendes Stück Literatur." Angela Delonge, Aachener Zeitung, 28.02.22
"'Die Tochter' ist eine hervorragende Gesellschafts- und Charakterstudie mit enormer Tiefenschärfe. Ein Roman, der Nuancen ausleuchtet und die Zwischentöne findet. Kim Hye-jin ist das großartiges Porträt einer gespaltenen, verängstigten Mutter gelungen, die langsam begreift, dass auch zwei Frauen ohne Kind Familie sind." Roana Brogsitter, BR24, 25.02.22
"[E]indringlich skizziert der Roman, was oft in Familien schief läuft. ... Ein Buch, das seine Figuren miteinander ins Gespräch bringt und das uns nachdenken lässt über die Herausforderungen verschiedener Frauen-Generationen. ... brisant und wichtig." Juliane Bergmann, NDR Kultur, 03.02.22
"Kim Hye-jin erzählt in ihrem Roman die Sorgen der Mutter mit einer nüchternen Direktheit, die teilweise verstört, Leserinnen und Leser gleichzeitig aber dazu einlädt, mit sanftem Druck ganz in diese unbequeme, ja homophobe Gedankenwelt einzutauchen. Nicht immer gelingt es, Verständnis für die Mutter zu entwickeln - zu unbelehrbar ist sie in ihren Ansichten. Doch auch das zeigt der Roman: Das selbstbestimmte Leben erwachsener Kinder zu akzeptieren, ist für Eltern, egal mit welchen Wertevorstellungen, nicht einfach." Maxi Beigang, Berliner Zeitung, 30.01.22
"Es zeigt sich, was die meisten von uns hoffentlich schon vorher wussten: dass man auch ohne heteronormative Familie, sogar gänzlich ohne Mann und Kind, nicht zwingend allein sterben muss. Und dass es in all dem Elend des vergänglichen irdischen Daseins, das Kim Hye-jin uns derart schonungslos vor Augen führt, doch so etwas wie Trost und Gemeinschaft gibt." Andrea Heinz, Der Standard, 07.05.22
"Kim Hye-jin erzählt leise von großen Umbrüchen, von Fremdheit im eigenen Leben und von der Möglichkeit, selbst das Korsett starren Denkens abzuwerfen." Meike Schnitzler, Brigitte Wir, 17.01.22
"ein schmaler Roman, der gesellschaftliche Prozesse rigoros auf den Punkt bringt und dessen Geschichte sich in vielen anderen Ländern ganz ähnlich abspielen könnte." Ulrich Noller, Cosmo, 02.02.22
"Der Konflikt, den Kim Hye-jin in 'Die Tochter' beschreibt, ist stellvertretend zu lesen für eine ganze Gesellschaft." Carsten Schrader, Kulturnews, 05.04.22
"Hinreißend, wie die selbst queer lebende Kim Hye-Jin hier die beiden Generationen in Unverständnis, Verzweiflung und Liebe aneinandergeraten lässt (und durch die herbe Arbeit der Mutter im Pflegeheim auch eine dritte auftauchen lässt). Ein kleines, großes Buch." Stefanie Wirsching, Augsburger Allgemeine, 20.04.22
"Buch und Autorin sind eine Entdeckung. ... Der Leser bekommt Einblicke in ein Land, in dem Homosexualität immer noch ein Tabu ist. Es ist interessant, diese Lebenseinstellungen und die Lebensumstände der einfachen Koreaner kennenzulernen. ... Ebenso wie der zweite, vielleicht auch berührendere Aspekt des Romans: Was läuft schief in vielen Familien?... Es bleibt der innere Drang, darüber nachzudenken: Wie ist das in meiner Familie?" Ute Krebs, Freie Presse, 19.03.22
"170 Seiten Mutter-Monolog - die radikale Entscheidung einer erfrischend störrischen Autorin, die selbst in der queeren Szene von Seoul unterwegs ist. ... Ein sehr physischer Roman, in dem es ausschließlich um Frauen geht. ... Was der Roman deutlich aufzeigt ist, dass Familie mehr ist als das, was man vom Amt bestätigt kriegt. Das ist keine ganz neue Einsicht, hier aber ausgesprochen mutig erzählt." Katharina Borchardt, Deutschlandfunk, 27.01.22
"Kim Hye-jins Roman setzt sich mit den Themen Altersdiskriminierung, Homofeindlichkeit und dem familiären Konflikt radikal verschiedener Lebensentwürfe auseinander. [...] Die Ich-Perspektive der Mutter liefert Inneneinsichten in eine Seele, deren Herz abhandengekommen zu sein scheint, aber in Wahrheit auf einer großen emotionalen Einsamkeit fußt. ... 'Die Tochter' erzählt eine nicht weichgespülte, berührende Geschichte von Mutter und Tochter, die schon lange aufgehört haben, miteinander zu reden. Und wie vermeintliche zwischenmenschliche Gräben verlassen werden können." Wenke Bruchmüller, Missy Magazine, 15.03.22
"'Die Tochter' ist der Entwicklungsroman einer über 60-Jährigen, die nach und nach ihren Blick dafür öffnet, wie sehr die Konventionen Frauen benachteiligen. ... Kim Hye-jin entwirft ein Panoptikum an interessanten, fast ausschließlich weiblichen Figuren, in deren Biografien sich eine Gesellschaft im Aufbruch spiegelt." Claudia Voigt, Spiegel, 29.01.22
"Starre Tradition clasht mit Selbstbestimmtheit. Die südkoreanische Hype-Autorin Kim Hye-Jin untersucht in 'Die Tochter', wie zwei Weltbilder am Esstisch sitzen können." Cosmopolitan, 13.04.22
"'Die Tochter' ist nicht nur ein queerer Roman: Kim Hye-Jin liefert darin viel mehr ein Abbild eines modernen, aber zutiefst ungleichen Südkoreas. ... Es schmerzt, was wir lesen: Die Vergänglichkeit des eigenen Lebens, der Generationenkonflikt, der eine Barriere zwischen Mutter und Tochter treibt, die Geldnöte, die jegliche Freude am Leben überschatten, das Hören von Dingen, die man eigentlich lieber ignorieren würde. Genau dieses absichtliche Nicht-Verschonen der Leser*innen, diese melancholische Grundstimmung des Buches ist es aber auch, was Die Tochter so lesenswert macht." Melissa Erhardt, ORF fm4, 11.04.22
"Eindringlich und sanft zugleich arbeitet Hye-Jin, die als die neue literarische Entdeckung aus Korea gilt, die Emotionen heraus, lässt die Charaktere immer wieder schmerzlich aufeinandertreffen. Wie sie im Verlauf der nur 176 Seiten die Möglichkeit von Annäherung und Verständnis auslotet, ist ein sorgfältiges und berührendes Stück Literatur." Angela Delonge, Aachener Zeitung, 28.02.22
"'Die Tochter' ist eine hervorragende Gesellschafts- und Charakterstudie mit enormer Tiefenschärfe. Ein Roman, der Nuancen ausleuchtet und die Zwischentöne findet. Kim Hye-jin ist das großartiges Porträt einer gespaltenen, verängstigten Mutter gelungen, die langsam begreift, dass auch zwei Frauen ohne Kind Familie sind." Roana Brogsitter, BR24, 25.02.22
"[E]indringlich skizziert der Roman, was oft in Familien schief läuft. ... Ein Buch, das seine Figuren miteinander ins Gespräch bringt und das uns nachdenken lässt über die Herausforderungen verschiedener Frauen-Generationen. ... brisant und wichtig." Juliane Bergmann, NDR Kultur, 03.02.22
"Kim Hye-jin erzählt in ihrem Roman die Sorgen der Mutter mit einer nüchternen Direktheit, die teilweise verstört, Leserinnen und Leser gleichzeitig aber dazu einlädt, mit sanftem Druck ganz in diese unbequeme, ja homophobe Gedankenwelt einzutauchen. Nicht immer gelingt es, Verständnis für die Mutter zu entwickeln - zu unbelehrbar ist sie in ihren Ansichten. Doch auch das zeigt der Roman: Das selbstbestimmte Leben erwachsener Kinder zu akzeptieren, ist für Eltern, egal mit welchen Wertevorstellungen, nicht einfach." Maxi Beigang, Berliner Zeitung, 30.01.22
"Es zeigt sich, was die meisten von uns hoffentlich schon vorher wussten: dass man auch ohne heteronormative Familie, sogar gänzlich ohne Mann und Kind, nicht zwingend allein sterben muss. Und dass es in all dem Elend des vergänglichen irdischen Daseins, das Kim Hye-jin uns derart schonungslos vor Augen führt, doch so etwas wie Trost und Gemeinschaft gibt." Andrea Heinz, Der Standard, 07.05.22
"Kim Hye-jin erzählt leise von großen Umbrüchen, von Fremdheit im eigenen Leben und von der Möglichkeit, selbst das Korsett starren Denkens abzuwerfen." Meike Schnitzler, Brigitte Wir, 17.01.22
"ein schmaler Roman, der gesellschaftliche Prozesse rigoros auf den Punkt bringt und dessen Geschichte sich in vielen anderen Ländern ganz ähnlich abspielen könnte." Ulrich Noller, Cosmo, 02.02.22
"Der Konflikt, den Kim Hye-jin in 'Die Tochter' beschreibt, ist stellvertretend zu lesen für eine ganze Gesellschaft." Carsten Schrader, Kulturnews, 05.04.22
"Hinreißend, wie die selbst queer lebende Kim Hye-Jin hier die beiden Generationen in Unverständnis, Verzweiflung und Liebe aneinandergeraten lässt (und durch die herbe Arbeit der Mutter im Pflegeheim auch eine dritte auftauchen lässt). Ein kleines, großes Buch." Stefanie Wirsching, Augsburger Allgemeine, 20.04.22
"Buch und Autorin sind eine Entdeckung. ... Der Leser bekommt Einblicke in ein Land, in dem Homosexualität immer noch ein Tabu ist. Es ist interessant, diese Lebenseinstellungen und die Lebensumstände der einfachen Koreaner kennenzulernen. ... Ebenso wie der zweite, vielleicht auch berührendere Aspekt des Romans: Was läuft schief in vielen Familien?... Es bleibt der innere Drang, darüber nachzudenken: Wie ist das in meiner Familie?" Ute Krebs, Freie Presse, 19.03.22