Es war der Titel des historischen Romans von Charles M. Shawin "Die Tränen der Rocky Mountain Eiche", der mich neugierig werden ließ auf dieses Buch. Was für eine Vorstellung? Eine mächtige, im Boden fest verwurzelte Eiche, beheimatet in den grandiosen Rocky Mountains, weint. Aber warum weint sie?
Auch das wunderschön gestaltete Cover weckte mein Interesse. Auf ihm sieht man einen Mann in…mehrEs war der Titel des historischen Romans von Charles M. Shawin "Die Tränen der Rocky Mountain Eiche", der mich neugierig werden ließ auf dieses Buch. Was für eine Vorstellung? Eine mächtige, im Boden fest verwurzelte Eiche, beheimatet in den grandiosen Rocky Mountains, weint. Aber warum weint sie? Auch das wunderschön gestaltete Cover weckte mein Interesse. Auf ihm sieht man einen Mann in typischer Trapper–Fallensteller–Mountain-Men Kleidung. Kurzerhand bestellte ich also dieses Buch und vertiefte mich schon bald in die Handlung dieses historischen Romans, der zur Zeit der Trapper und Mountain-Men in den Rocky Mountains spielt.
Wir schreiben das Jahr 1817. St. Louis ist ein kleines verschlafenes Örtchen und die Einwohner beobachten neugierig die Ankunft des ersten Dampfschiffes. Zahllose Siedler, Abenteurer, rechtschaffene Leute, ebenso Vagabunden und Tunichtgute folgen später diesem ersten Dampfschiff. Die Eroberung der Wildnis nimmt ihren Lauf. Auch der kleine David Hofer steht am Ufer des Mississippi. Als unehelicher Sohn wächst er in ärmlichen Verhältnissen auf. Zusammen mit seiner Mutter ist er gesellschaftlichen Anfeindungen ausgesetzt. Die Mutter erkrankt bald schwer und verstirbt. Der kleine David bleibt allein zurück, wird aber unterstützt durch Mr. Blackmore, der ihm eine Bleibe und Essen sowie die Möglichkeit einer Ausbildung zum Zimmermann gibt. Mit dessen Sohn Cuthbert verbindet ihn anfangs noch Freundschaft, auch scheint es, als seien beider Lebenswege auf untrennbar miteinander verbunden. Ein alter Indianer aber warnt ihn vor Cuthbert: „Hüte dich vor Cuthbert Blackmore, denn er ist kein guter Mensch!“ (Zitat, S. 24). Dave lernt die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der Bürger dieser Stadt kennen und „verteufelt alsbald die ganze Moral- und Sittenlehre, die nichts weiter war als böse Heuchelei“ (Zitat S. 31, l. Abs.) in der Stadt. Ihn zieht es hinaus in die Freiheit, hinaus in die Rocky Mountains. Als auch sein väterlicher Freund Mr. Blackmore verstirbt, hält ihn nichts mehr in dieser verlogenen Stadt. Er schließt sich einem Trupp Fallensteller an. Unterwegs wird fast ihre gesamte Gruppe von Blackfeet ermordet, skalpiert und verstümmelt. Dave gelingt es, zu fliehen. Er begegnet Humphrey, einem Mountain-Man, der dem Greenhorn Dave alles lehrt, was man braucht, um in der Wildnis zu überleben. Humphrey’s Frau ist Indianerin, eine Shoshonin. Einmal spricht Humphrey zu ihm (S. 182 Zitat): „Verurteilen ist nichts anderes als nicht begreifen.“ Damit bringt er in Dave einen Denkprozess zum Laufen, der ihn viele Dinge anders sehen lässt, der auch den Indianern das Recht zuerkennt, Menschen zu sein, die denken, fühlen, sich freuen und leiden. Die Angehörigen des Stammes der Shoshonen werden zu seinen Freunden. Dave wählt eine Blackfeet Indianerin zur Frau, die er aus der Gefangenschaft von weißen Fallenstellern befreit. Doch die erhoffte Freiheit ist nicht von Dauer. Immer mehr Siedler strömen in das Land und mit ihnen strömt auch die Verlogenheit, die Falschheit und Bosheit der Menschen in das friedliche Tal, in dem die vier Menschen ein Zuhause fanden. Hier im Tal, wo die uralte Rocky Mountain Eiche wohnt, trifft er auch erstmals wieder auf Cuthbert Blackmore.
Charles M. Shawin schreibt flüssig und lässt den Spannungsrahmen nicht abklingen. Vom ersten Kapitel an nahm mich die Handlung gefangen. Seine Personen erwachen zum Leben. Ich sah sie vor meinem geistigen Auge - die Abenteurer, die Fallensteller, die Mountain-Men, die Indianer. Die Abgründe menschlichen Handelns, aber auch das Gute im Menschen versteht er gut in Szene zu setzen. Seine Schilderungen der Natur versetzten mich hinein ins Geschehen. Ich habe mit Spannung den Roman zu Ende gelesen und fieberte am Ende mit Dave, wie mit einem guten Freund mit, der mir im Laufe von 463 Seiten Erzählung ans Herz gewachsen ist. Und ich weiß jetzt auch, warum eine Rocky Mountain Eiche imstande ist zu weinen. Ich kann diesen Roman nur empfehlen.