Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Veranstaltung: Wirtschaft und Handel im Hochmittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht, ob man die „Ostsiedlung“ des Hochmittelalters als Teil der Verwestlichung sehen kann und wie diese, in Anbetracht der genannten Perspektiven, vonstattenging. Handelte es sich um eine gewaltsame und aufzwingende Verwestlichung oder um einen harmonischen Prozess der Akkulturation? Von der Entdeckung des Themenkomplexes während der Aufklärung bis in die heutige Zeit hinein wird der Besiedelung der östlichen Gebiete Europas im Hochmittelalter eine politische Bedeutung beigemessen und diese dient auch als Konzept „Germanica Slavica“ der historischen Legitimation territorialer Ansprüche. Das Aufgreifen der Thematik „Ostsiedlung“ in der Forschung während der Aufklärung zeigt sich in Texten Herders, der kriegerische Germanen und friedfertige Slawen einander gegenüberstellte. Seit dieser Darstellung wurde die „Ostsiedlung“ unterschiedlich bewertet. So kam es im Zuge des Wieners Kongresses zu einer positiven Konnotation zur Legitimation der Integration der östlichen Gebiete. Begleitend zur deutschen Reichsgründung erhält die „Ostsiedlung“ eine dominierende, kolonisatorische Deutschtumsperspektive. Während der NS-Zeit diente die „Ostkolonisation“ als historische Basis für die Wiedergermanisierung der östlichen Gebiete Europas. Die westliche Nachkriegsforschung versuchte daraufhin die emotionale Ladung des Themas zu entschärfen, indem man nun von einer „Ostbewegung“ sprach. Währenddessen sahen DDR-Historiker, wie Eva Engel, die in ihren Augen konfliktreiche „Ostsiedlung“ als Grundstein zur Etablierung der negativ konnotierten Feudalherrschaft. Neueste Forschungen versuchen die „Ostsiedlung“ als universalgeschichtlichen Prozess der fortschreitenden Verwestlichung der europäischen Ostgebiete darzustellen.