Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit soll darlegen, wie das Scheitern des Amazonenstaates letztlich eine Bestätigung des patriarchalischen Weltbildes darstellt und das Drama zum 'advocatus diaboli‘ seiner selbst werden lässt. Um diese These zu begründen, werde ich zunächst die traditionelle Geschlechterordnung um 1800 skizzieren und dafür sowohl philosophische und rechtliche Schriften, als auch Kleists eigene Haltung in diesem Diskurs anhand seiner Briefe sowie den Einfluss der Französischen Revolution auf die Amazonenthematik einbeziehen. In einem weiteren Schritt wird untersucht, welche Transgressionen sich auf kollektiver Ebene zeigen, wie also die von den Amazonen gewünschte Gleichrangigkeit mit den Griechen unterlaufen wird und wie die Ambivalenzen des Amazonengesetzes die Überschreitungen hervorrufen. Analog dazu wird in einem dritten Schritt der Blick auf die individuelle Transgression der Protagonistin, Penthesilea, gerichtet. Dabei werden ihre Gefühle gegenüber Achill und die tragische Schlussszene mit dem Tod beider Protagonisten analysiert. Ein Fazit und ein kurzer Ausblick auf weiterführende Fragestellungen beschließen die Arbeit. Heinrich von Kleist schuf mit Penthesilea ein Drama, das der Kritik aufgrund seiner unzeitgemäßen Exzentrik ein "genialisches Ärgerniß" war. Ursächlich für den "widrigen Eindruck", den viele von diesem Drama hatten, ist, dass Penthesilea durch das "Grundmuster der Transgression" charakterisiert ist. Nicht nur die Grenze zwischen Liebe und Gewalt, sondern auch die zwischen Mensch und Gott, Humanem und Animalischem sowie Leben und Tod wird überschritten.