Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Thema: Europäische Union, Note: Noch nicht benotet, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Grenzland zwischen Europa und Asien, zwischen Christentum und Islam und zwischen östlichem und westlichem Kulturkreis, lässt die Türkei in ihrer Geschichte bereits seit Ende des 15. Jhr. ein großes Interesse an Europa erkennen. Kontinuierlich bewegte sich die Türkei seit dem ausgehenden 19. Jhr. auf Europa zu, indem sie westliche Gesellschaftsentwürfe zum Leitbild der Modernisierung von Staat und Wirtschaft machte. Dieser Entwicklung wird jedoch keine angemessene Achtung geschenkt. Vielmehr wird die osmanisch-europäische Beziehungsgeschichte als Verlauf einer Konfrontation aufgefasst, und zwar einer zwischen dem Islam und dem Christentum. Zugleich wird der Aufstieg des Osmanenreiches dann gern als ein Werk des Dschihad, des islamischen heiligen Krieges, interpretiert. So entstand das Bild eines Imperiums, welches den Europäern Jahrhunderte lang als die Bedrohung schlechthin erschien – ein Weltreich, welches durch Krieg entstanden war, sich durch Krieg reproduzierte, und eines Tages selbstverständlich durch Krieg zerstört werden sollte. Dabei wird der Einfluss europäischen Denkens auf die Türkei von den Europäern vielfach unterschätzt. Tatsächlich befand sich die Türkei vor allem im 19. und 20. Jhr. auf dem Weg nach Europa. Die staatlichen Strukturen des Landes – parlamentarisch-repräsentative Demokratie, Rechtssystem, Verwaltung – sind im Gegensatz zu allen anderen muslimisch geprägten Staaten weitgehend von europäischen Vorbildern durchdrungen. Damit stellte und stellt sich für das Land zwangsläufig die Frage nach einem Beitritt zur Europäischen Union als krönendes Ereignis dieser Entwicklung - und dies nicht erst seit wenigen Jahren, sondern seit Jahrzehnten.