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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Haupseminar Frauenmystik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die niederländische Mystikerin Hadewijch berichtet im 12. Jahrhundert in ihrem „Buch der Visionen“1 von persönlichen Erlebnissen außerhalb der natürlichen Welt. Oft sind es religiöse Feiertage, an denen sie sich durch göttliches Wirken in andere Sphären versetzt sieht: Sie begegnet Engeln, Heiligen, Christus und Gott. Hadewijch befindet sich…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Haupseminar Frauenmystik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die niederländische Mystikerin Hadewijch berichtet im 12. Jahrhundert in ihrem „Buch der Visionen“1 von persönlichen Erlebnissen außerhalb der natürlichen Welt. Oft sind es religiöse Feiertage, an denen sie sich durch göttliches Wirken in andere Sphären versetzt sieht: Sie begegnet Engeln, Heiligen, Christus und Gott. Hadewijch befindet sich meist in einer Mette oder hört eine Messe, manchmal geschieht es aber auch, während sie zu Bette liegt, dass sie, wie sie es meistens schlicht beschreibt, „in den Geist aufgenommen“2 wird oder auch, wie ihre „Sinne durch das heftige, ungestüme Gebaren eines grauenerweckenden Geistes nach innen gezogen“ 3 werden. Der Eintritt in ihre Visionen ist begleitet von dem innerlichen Verlangen, „mit Gott im Genießen eins zu sein“. Ihr Wunsch wird manchmal erfüllt. Gott nimmt sie aus dem Geist auf in das höchste Genießen, „einen wunderbaren Zustand, der dem Verstande verschlossen ist“4, wie sie in der 5. Vision berichtet. Die andere Welt, die Hadewijch im Geist betritt, ihre Begegnung mit Gott, beschreibt sie nicht als Traum, sondern als reales Ereignis. Dem heutigen Leser, der in der Regel nicht über derartige mystische Erfahrungen verfügt, fällt es schwer, diese Visionen als Ausdruck wirklichen Erlebens zu akzeptieren. Borchert sieht allerdings im mystischen Erleben eine anthropologische Grunderfahrung, die potentiell jedem Menschen zugänglich ist. Er beschreibt Mystik als ein Phänomen, das in allen Kulturen und Religionen existiert und das trotz unterschiedlicher kulturabhängiger Äußerungsformen den gleichen Kern besitzt: „aus Erfahrung wissen, dass alles irgendwie zusammenhängt, dass alles im Ursprung eins ist.“5 Für diese Erfahrung, die eine tiefere Wirklichkeit erkennen lässt, eine Einheit, in der alles mit allem zusammenhängt, wurden viele Namen geprägt: „das Absolute, das Sein, Alles-isteins / eins-ist-Alles, die Einheit von allem, der Erschaffende Grund, Brahman“6. Mystik ist auf das Übersinnliche, das Erfassen des Göttlichen, Transzendenten gerichtet. Der Begriff „Mystik“ ist abgeleitet vom griechischen „myô“, das „schließen“ bedeutet.7 Damit ist der Bezug auf das Augenschließen hergestellt, eine Technik, mit der oft die Versenkung in die Innenwelt eingeleitet wird. Das Mystische ist also etwas, was wir in uns suchen und zu dem wir über die eigene Innenwelt einen Zugang bekommen können. Damit ist Mystik ein unmittelbares, individuelles Erlebnis. [...]