Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Proseminar: Das Unheimliche in der Literatur der Romantik, Sprache: Deutsch, Abstract: In der folgenden Arbeit wird tiefergehend betrachtet, wie genau Hoffmann aus dem Grundgerüst einer widerspruchsfreien und kausalen Geschichte eine gegensätzliche erschafft, die den Lesenden ein Gefühl von Unsicherheit gibt und die einem unheimlich werden lässt. Um beantworten zu können wie Hoffmann das Unheimliche in der Erzählung "Das öde Haus" umsetzt, werden die Erzählsituation sowie ihre Struktur, eine Auswahl der verwendeten Motive und die sprachliche Gestaltung genauer analysiert. Ein Mann, der auf seiner Reise in eine fremde Stadt durch die Straßen flaniert und von einem nicht in die Szenerie passendem Haus fasziniert ist, der eines Tages eine Frauengestalt erblickt und daraufhin zu jeder Tages- und Nachtzeit zu dem verlassenen Haus eilt, versucht die Geschichte dahinter zu ergründen und die Bewohnerin des Hauses, die er seitdem nicht mehr aus dem Kopf bekommt, zu erblicken. Ein verrückter Voyeur? Ein Stalker? Wenn man eine solche Geschichte hört, sind diese beiden Gedanken mit Sicherheit eine der ersten, die einem dabei in den Sinn kommen. Die Erzählung Das öde Haus, welche von E.T.A. Hoffmann im Jahre 1817 veröffentlicht wurde, handelt genau von solch einer beschriebenen Situation. Doch warum liest man diese Erzählung dann nicht mit dieser Interpretation? Warum wurde Hoffmann von Heinrich Heine zu einem „Gespenster Hoffmann“ stilisiert1, wenn der Inhalt seiner Erzählung doch eigentlich so schlüssig ist? Warum liest man sie letztendlich als eine unheimliche Schauergeschichte, die einen das Fürchten lehrt? Ein Grund dafür ist die Darstellung des Sachverhaltes, den Hoffmann anders als die obige sehr pragmatisch und logisch dargestellte Situation, in eine phantastische Welt einbettet „[...], die nicht mehr von einer auf Kausalität, Kohärenz und Widerspruchsfreiheit pochenden Darstellungslogik regiert wird.“. Es ist den Rezipienten also nicht mehr möglich klar und deutlich zu unterscheiden, was genau in der Erzählung der Wahrheit und Realität entspricht und was nicht. Einige Begebenheiten und Geschehnisse sind mit dem gesunden Menschenverstand und der eigenen Erfahrung nicht zu erklären und bleiben als Rätsel bestehen, die nicht aufzulösen sind. Diese Unauflösbarkeit und die damit verbundene Unaufklärbarkeit der Geschehnisse führen letztendlich dazu, die Geschichte als unheimlich oder gruselig zu bezeichnen und den Autoren Hoffmann, wie Heinrich Heine bemerkte, zu einem „Gespenster Hoffmann“ zu popularisieren.