"Alles ist gut, wenn es aus Schokolade besteht." (Jo Brand)
1953 Koblenz. Fenjas Traum vom Medizinstudium platzt jäh, als ihr Bruder stirbt und ihr als Alleinerbin die familieneigene Schokoladenmanufaktur zufällt. Obwohl sie weder von der Führung eines Unternehmens noch der Schokoladenverarbeitung
eine Ahnung hat, muss sie sich um die durch den Krieg ziemlich marode gewordene Fabrik kümmern, die…mehr"Alles ist gut, wenn es aus Schokolade besteht." (Jo Brand)
1953 Koblenz. Fenjas Traum vom Medizinstudium platzt jäh, als ihr Bruder stirbt und ihr als Alleinerbin die familieneigene Schokoladenmanufaktur zufällt. Obwohl sie weder von der Führung eines Unternehmens noch der Schokoladenverarbeitung eine Ahnung hat, muss sie sich um die durch den Krieg ziemlich marode gewordene Fabrik kümmern, die bereits mit einem Bein am Abgrund steht. Cousin Felix, der schon immer ein Faible für Backwerk und Süßes hat, steht ihr nebst seiner Verlobten Amelie tatkräftig zur Seite, um das Geschäft mit neu entwickeltem Pralinenkonfekt wieder in Gang zu bringen. Als Fenja dem wohlhabenden Lennart begegnet, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn, aber auch Amelie hat es auf Lennart abgesehen. Wird er der Sargnagel für die Schokoladenmanufaktur?
Anna Jonas hat mit „Der Schokoladenpavillon“ den zweiten Teil um die Koblenzer Schokoladenfabrik Dorn vorgelegt, der allerdings an „Das Rosenpalais“ nicht ganz heranreichen kann. Mit flüssigem und farbenfrohem Schreibstil gelingt es der Autorin, wieder einmal das Kopfkino des Lesers anzukurbeln. So wird man in die Mitte des letzten Jahrhunderts gebeamt, wo man sich in der deutschen Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg wiederfindet und Fenja nicht von der Seite weicht, während sie um das Familienerbe kämpft. Knapp 20 Jahre sind inzwischen ins Land gegangen und die nächste Generation ist mit ihren Ideen und ihrem Kampfgeist gefragt, die Manufaktur in die Zukunft zu führen. Neben einer guten Hintergrundrecherche der Autorin, die das damalige Leben authentisch in die Handlung einfließen lässt, weht auch der Duft von Schokolade und Pralinen wieder durch des Lesers Nase, wobei es die damalige Gesellschaft Fenja bei ihren Anstrengungen, ein Unternehmen zu führen, nicht leicht macht. Zu sehr denkt man noch in alten Zöpfen, dass Frauen an den Herd gehören und nicht in die Fabrik als Geschäftsführerin. Der Gegensatz mit Cousin Felix, der sich dem Wunsch des Vaters widersetzt, dessen Unternehmen zu führen, um lieber seinen eigenen Vorstellungen zu folgen, wird hier ebenfalls gut herausgestellt. Einige Wendungen und Überraschungsmomente gestalten die Geschichte durchweg unterhaltsam und spannend.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet, sie überzeugen durch menschliche Ecken und Kanten, wirken glaubwürdig und authentisch. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden und kann mit ihnen hoffen, bangen und mitfiebern. Fenja ist als Frau ihrer Zeit bereits vorausgeeilt, nicht nur ihr Wunsch, Medizin zu studieren, sondern auch ihre Art, in der Fabrik die Ärmel hochzukrempeln, spiegelt dies wieder. Sie wirkt oftmals stur und eigensinnig ob der Verantwortung, die auf ihren Schultern liegt, doch sie ist eine mutige Kämpferin. Felix ist ein offener und ehrlicher Kerl, der sein Leben nach seinen Vorstellungen gestalten will. Die Fabrik ist für ihn eine Herausforderung, der er sich gerne stellt. Amelie ist eine Frau mit zwei Gesichtern, sie kann hilfsbereit und freundlich sein, doch wenn sich ihr jemand in den Weg stellt, wird sie zur Furie. Lennard ist ein Mann aus gutem Hause, der sein Herz nicht unbedingt auf der Zunge trägt.
„Der Schokoladenpavillon“ öffnet dem Leser erneut die Pforten in die historische Schokoladendynastie der Dorns, angefüllt mit verlorenen Träumen, Intrigen, Liebe und jeder Menge süßen Verführungen. Verdiente Leseempfehlung!