Warum wurde Beethoven als Landstreicher und Spion verhaftet? Warum nahm Kaiserin Sisi auf alle Reisen ihre Lieblingskuh mit? Warum war Karl Lagerfeld nie ohne Sonnenbrille zu sehen? Warum ist Greta Thunberg durch nichts auf der Welt von ihrer Klimaschutz-Mission abzubringen? All diese Persönlichkeiten haben eine Gemeinsamkeit: das Asperger-Syndrom. Sie gelten als eigenbrötlerisch, als skurrile, exzentrische oder menschenscheue Sonderlinge, doch ihr ungewöhnlicher Blick auf die Welt, ihre oft überdurchschnittliche Intelligenz und ihre erstaunlichen Talente und Spezialinteressen befähigen sie zu weltbewegenden Leistungen. Kurzweilig und kenntnisreich berichtet Ulrich Merkl aus dem Leben weltberühmter Persönlichkeiten, die gesichert oder mit großer Wahrscheinlichkeit vom Asperger-Syndrom, einer leichteren Form des Autismus, betroffen sind oder waren. Anhand verblüffender Anekdoten und nie gehörter Fakten entsteht ein umfassendes Bild autistischer Denk- und Lebensweisen, die das Schaffen vieler kreativer Genies entscheidend geprägt haben. Sein Buch ist ebenso eine Einladung, Autistinnen und Autisten nicht über ihre Schwächen zu definieren, sondern von ihren kreativen und außergewöhnlichen Lösungen zu lernen.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Bei dem Kunsthistoriker Ulrich Merkl wurde vor einigen Jahren Asperger-Autismus diagnostiziert, nun widmet er dem Syndrom ein Buch - mit dem Ziel nachzuweisen, wieviele geniale Menschen von Autismus betroffen waren, erklärt Rezensent Wieland Freund. Dabei weiß Merkl natürlich, dass posthume Ferndiagnosen wenig bringen - das hält ihn aber nicht davon ab, eine ganze Riege angeblich autistischer Genies zusammenzutragen, so Freund weiter: Thomas Jefferson, Beethoven, van Gogh, Marie Curie, Kafka, Patricia Highsmith, Andy Warhol und viele andere sollen laut Merkl Asperger-Autisten gewesen sein, liest der Kritiker, der nicht nur erhebliche Zweifel hat, dass das den Tatsachen entspricht, sondern auch fragt, ob derartige Diagnosen besonders zielführend sind. Dennoch folgt Freund dem Autor nicht ohne Gewinn, erfährt er doch allerhand über Sonderbegabungen und Eigenarten der hier auftretenden mehr als fünfzig Künstler und Wissenschaftler. Ob Darwins Stoffwechselprobleme tatsächlich mit seinem angeblichen Autismus zusammenhingen, mag dahin gestellt sein - zu erfahren, dass Darwin als Student Habichte, Stelzvögel, Rohrdommeln und Eulen verputzte, findet Freund hingegen schon interessant.
© Perlentaucher Medien GmbH
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