"Die Untermieter" ist kein Kriminalroman; dies ist so viel mehr ein Psychodrama, in dessen Zentrum die zwar längst erwachsene Hedda steht, die weiterhin von den unbewältigten Traumata ihrer Kindheit heimgesucht wird und darüber hinaus nun in ihrem ganz eigenen kleinen Mikrokosmos eingebunden immer
psychotischer wird. Als Leser bleibt man dabei immer ganz nah an Hedda, in der kleinen abgeschotteten…mehr"Die Untermieter" ist kein Kriminalroman; dies ist so viel mehr ein Psychodrama, in dessen Zentrum die zwar längst erwachsene Hedda steht, die weiterhin von den unbewältigten Traumata ihrer Kindheit heimgesucht wird und darüber hinaus nun in ihrem ganz eigenen kleinen Mikrokosmos eingebunden immer psychotischer wird. Als Leser bleibt man dabei immer ganz nah an Hedda, in der kleinen abgeschotteten Welt, welche diese um sich herum kreiert hat bzw. stets zu entwickeln versucht. Von ihren Untermietern erwartet sie nicht einfach nur Geselligkeit, eine Abgrenzung zur totalen Einsamkeit, sondern auch, dass diese sich ebenfalls vollauf auf Heddas ureigene kleine Welt einlassen und sich nicht zudem auffällig sozial in die Außenwelt einbinden (lassen), obschon Hedda sie durchaus auch als eine Art Bindeglied in den Trubel vor der eigenen Wohnungstür ansieht.
Das ist natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt, da ihre Untermieter selbstverständlich noch ihre eigenen Leben weiterleben, neben ihren Stärken auch (in Heddas Augen oftmals unerträgliche) Schwächen zeigen und zwar zuweilen gerne mit ihr plauschen, aber sich eben nicht so von Hedda kontrollieren lassen, wie diese es gerne tun würde und sich darum für Hedda so als unberechenbar entpuppen, dass sie sich gezwungen sieht, selbst berechnend zu agieren anstelle das Mietverhältnis einfach mal aufzukündigen.
Man sieht hier sehr viele Mitbewohner kommen, und ebenso viele gegangen werden. Denn niemand zieht hier von sich aus...
Ich fand es eine recht lesenswerte, langsame Erzählung; viel Neues passierte zwar nie; die Muster blieben gleich und am Spannendsten war es noch zu erfahren, wodurch der nächste Mitbewohner nun Heddas Unmut auf sich ziehen würde.
Erstaunlich fand ich, dass man offiziell nicht zeitig genug auf die Schicksale eines jeden Mitbewohners Heddas aufmerksam wurde bzw. dass wiederholt Bewohner dieser Wohnung "tragischen Schicksalen" zum Opfer fielen. Das letzte Kapitel fand ich zunächst äußerst konfus; generell erschien mir der Schluss hier etwas zu schnell abgehandelt zu sein angesichts der vorherigen Bedächtigkeit; aber der letzte Absatz war dann doch reichlich selbsterklärend und söhnte mich ein bisschen mit meinen vorherigen Kritikpunkten aus. Auf der psychologischen Ebene fand ich es zudem eh eine interessante Geschichte, die zum Gedankenanregen und Analysieren einlädt; grade auch, wer sich für psychisch angeknackste bis komplett gebrochene Protagonisten begeistern kann, dem würde ich diesen Roman durchaus weiterempfehlen.
Aber man sollte halt definitiv keinen Kriminalroman oder eine Geschichte mit extraviel Thrill erwarten!