Dieser historische Roman spielt in der Nähe von Amsterdam am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Tod ihres Vaters will Lydia seinen großen Traum von einer Käsefabrik, die er mit dem Bauern Huib errichten wollte, verwirklichen. Denn Lydia ist gebildet und jene Beschäftigungen wie Teestunden und
Wohltätigkeitsveranstaltungen, die vermögenden bzw. adeligen Damen zu jener Zeit zugestanden werden,…mehrDieser historische Roman spielt in der Nähe von Amsterdam am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Tod ihres Vaters will Lydia seinen großen Traum von einer Käsefabrik, die er mit dem Bauern Huib errichten wollte, verwirklichen. Denn Lydia ist gebildet und jene Beschäftigungen wie Teestunden und Wohltätigkeitsveranstaltungen, die vermögenden bzw. adeligen Damen zu jener Zeit zugestanden werden, erfüllen sie nicht.
Gemeinsam mit Huib gelingt das Unternehmen, obwohl die beiden unterschiedlichen Partner mit Vorurteilen und Schwierigkeiten aller Art zu kämpfen haben. Dabei kommen sie sich näher. Doch kann eine Liebe über gesellschaftliche Grenzen hinweg eine Zukunft haben?
Jahre später, Lydias Tochter ist zu einer standesbewussten und arroganten, jungen Frau herangewachsen, kreuzt das Schicksal in Form von Huibs Sohn ihren Weg. Lydia läuft ihrer Mutter davon, stürzt sich in eine übereilte Ehe, die unglücklich verläuft.
Erst als der Erste Weltkrieg ausbricht, ihr Ehemann samt Familie nach England flieht und sie in den Niederlanden zurückbleibt, findet Nora zu ihrer Bestimmung und ihre Läuterung setzt ein.
Meine Meinung:
Dieser historische Roman hat mir ausgezeichnet gefallen, auch und wahrscheinlich deshalb, weil die Figuren alle ihre Ecken und Kanten haben. Manchmal sind weder Lydia, die in ihrem Bestreben unabhängig zu bleiben, jene, die sie mögen, ziemlich vor den Kopf stößt, noch Nora, das arrogante Töchterlein, das von sich und ihrer (vermeintlich) adeligen Herkunft eingenommen ist, sympathisch.
Der Roman teilt sich in zwei Abschnitte: Zum einen in Lydias Leben und die Käsefabrik und zum anderen in Noras Leben. Leider rückt der Käse im zweiten Teil ein wenig in den Hintergrund. In gewisser Weise wiederholt sich Lydias Schicksal, einsam ohne Partner zu sein, auch bei Nora. Sie ist zwar mit ihrer Hochzeit ihrer Mutter „entkommen“ und hat offiziell einen Ehemann. Damit ist sie gesellschaftlich zwar etabliert, aber ihre romantischen Vorstellungen erfüllen sich nicht. Denn es ist eine Ehe zu dritt und da kann es manchmal schon ziemlich eng werden, wie schon Lady Diana festgestellt hat.
Die historischen Details wie die Errichtung der Molkerei/Käsefabrik sowie die Bombenangriffe des Ersten Weltkrieges und die Ereignisse in den Lazaretten sind gekonnt in die Handlung eingewoben. Vor allem die Kriegserlebnisse wie das Zusammentreffen von Marie und Irène Curie mit ihren „fliegenden Röntgenwagen“ hat mir sehr gut gefallen. Von dieser gefährlichen Arbeit an und in der Nähe der Front habe ich in den Biografien von Marie und Irène Curie schon gelesen.
Im ausführlichen Nachwort sind die historischen Hintergründe sehr gut erklärt. Das Cover erinnert an die Delfter Keramik - sehr gut gelungen.
Fazit:
Diesem interessanten, penibel recherchierten und opulent erzählten Roman gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.