Studienarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Department Germanistik und Komparatistik, Lehrstuhl für Ältere deutsche Literatur), Veranstaltung: Aufbauseminar: Zwischen Opferkult und Inzest: Höfische Legenden des Mittelalters, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit vergleicht die weibliche Figur in Hartmanns von Aue "Gregorius" und der altfranzösischen Version "La vie du pape Saint Grégoire" in Bezug auf den Inzest zwischen Bruder und Schwester. Dabei wird auf das Motiv der Minne, die Thematik der Sünde und Buße und charakterverändernde Entscheidungssituationen eingegangen. Besonders im Fokus stehen die Gründe der notwendigen Buße der Schwester und deren Entscheidung zum Inzest und der Aussetzung ihres Babys. Von der weit verbreiteten Gregoriuslegende existieren zahlreiche Fassungen; bekannt ist neben Hartmanns von Aue mittelhochdeutscher Bearbeitung "Gregorius" die altfranzösische Verslegende "La vie du pape Saint Grégoire" eines unbekannten Autors, die bisher als älteste Version gilt. Textvergleichende Forschungen zeigen, dass Hartmann sich handlungstechnisch zwar eng am Quellentext orientiert, aber dennoch einige Aspekte verändert hat. Die weibliche Figur erscheint dabei jedoch stets als schillernde, facettenreiche Persönlichkeit, die im Laufe der Geschichte verschiedene Rollen - die der Schwester, Geliebten, Mutter und Herrscherin - einnimmt. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, inwiefern die Konzeption der Frau in den beiden genannten Texten variiert. Das Ziel dieser Arbeit soll sein, ihre verschiedenen Darstellungen anhand von Textstellen beider Werke zu belegen und mithilfe von zusätzlichen Auffassungen aus der Sekundärliteratur zu stützen. Des Weiteren werden Schlüsselmomente einzelner Szenen, die essenziell für die Wirkung der Figur sind, in den Gesamtkontext beziehungsweise in die Gesamtrezeption der Werke eingebettet. Im Folgenden werden nur die Umstände des ersten Inzests zwischen Bruder und Schwester behandelt; auf den zweiten Inzest wird nicht eingegangen, da dies nicht dem vorgegebenen Rahmen der Arbeit entsprechen würde. Außerdem beträgt der Textumfang vor dem eigenständigen Handeln des Protagonisten Gregorius / Grégoire, dessen Vorgeschichte die Grundlage für den weiteren Handlungsverlauf bildet und deshalb von zentraler Wichtigkeit ist, mehr als 25 % des Gesamtumfangs.
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