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Wie hoch ist der Preis, den man für das Glück der eigenen kleinen Familie zahlt? Violenta lernt Martin während ihres Studiums kennen. Sie führen über mehrere Jahre eine Fernbeziehung zwischen Berlin und Bologna. Dass er ihr nicht treu ist, stört sie nicht, solange es nur um Sex geht. Doch da kommt Klara ins Spiel. Martin trifft sie öfters und da passiert es: Klara ist schwanger. Sie beschließt, das Kind zu behalten, womit auch Martins Lebensweg vorgezeichnet scheint. Violenta geht nach Genf, um die Karriere voranzutreiben, während in Berlin der bittersüße Familienalltag einkehrt. Bis eines…mehr

Produktbeschreibung
Wie hoch ist der Preis, den man für das Glück der eigenen kleinen Familie zahlt? Violenta lernt Martin während ihres Studiums kennen. Sie führen über mehrere Jahre eine Fernbeziehung zwischen Berlin und Bologna. Dass er ihr nicht treu ist, stört sie nicht, solange es nur um Sex geht. Doch da kommt Klara ins Spiel. Martin trifft sie öfters und da passiert es: Klara ist schwanger. Sie beschließt, das Kind zu behalten, womit auch Martins Lebensweg vorgezeichnet scheint. Violenta geht nach Genf, um die Karriere voranzutreiben, während in Berlin der bittersüße Familienalltag einkehrt. Bis eines Tages Violenta wieder auftaucht - und das Leben aller schlagartig ein anderes ist. Ein Romandebüt mit gewaltigem Sog und großer Zündkraft Tanja Paar besticht in ihrem ersten Roman sprachlich wie kompositorisch mit einer Präzision, die selten ist. Sie erzählt eine Geschichte von Unglück, Eifersucht und Rache, die sich in der kleinsten Zelle unserer Gesellschaft abspielt - der Familie. Wie weit kann man gehen, wenn das eigene Glück auf dem Spiel steht? Ein intensives Buch mit ungeheurer Zündkraft, das Fragen durchexerziert, die Frauen und Männer im modernen Leben existentiell berühren. Schauplätze Berlin, Bologna, München, Wien
Autorenporträt
Tanja Paar, geboren in Graz, wohnhaft in Wien, ist Journalistin und Moderatorin. Sie arbeitete freiberuflich beim FALTER und dem Nachrichtenmagazin Profil, bevor sie zwölf Jahre lang als Redakteurin der österreichischen Tageszeitung Der Standard tätig war. 2011 wurde sie zur "Journalistin des Jahres" gewählt, 2015 zur "Medienlöwin". Mit dem Besuch der Leondinger Akademie für Literatur 2015/2016 hat sie in Sachen literarisches Schreiben Nägel mit Köpfen gemacht: "Die Unversehrten" ist ihr Debüt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2018

Gibt es einen Schutzpatron der Rachsüchtigen?
Sätze wie Henkersbeile: In Tanja Paars Romandebüt "Die Unversehrten" nimmt die Patchwork-Katastrophe ihren Lauf

Wenn man bestimmte Sätze aus diesem Buch herausgreift, läutet schnell das Alarmglöckchen "Klischee", oder es blinkt der Warnhinweis: "Würde man gern etwas genauer wissen". Da liest man etwa: "Die Nacht war phantastisch gewesen." Ach ja, und wie? "Ihr Körper war ihm vertraut und doch erregend fremd."

Dieser Roman setzt nicht auf sprachliche Feinheiten oder auf Subtilitäten, seine Sätze fallen wie Steine, manchmal auch wie ein Henkersbeil: "Irgendwann wirst Du nicht mehr neben mir liegen wollen." Dass diese Geschichte nicht gut ausgeht, zeichnet sich schon sehr früh ab, und für den Leser in ihrem Malstrom stellt sich nur noch die Frage: Wie genau spielt sich die Katastrophe ab?

Die stilistische Schlichtheit, die hammerschlagartigen Kurzkapitel erinnern etwas an die fatalistische Prosa Ferdinand von Schirachs, aber hier kommt zur lakonischen Härte noch eine Prise dunklen Witzes. "Immer wieder hatte er Vio erklärt, dass es wie Zähneputzen war, mit einer Frau zu schlafen. Eine angenehme Gewohnheit." Daraufhin entgegnet die besagte Vio, vom Zähneputzen mit anderen wolle sie nichts wissen.

Mit solchen Arrangements können manche Menschen leben, aber als aus einer derartigen Zahnputzaktion des Mannes, er heißt Martin, eine Tochter hervorgeht, ist der Spaß vorbei. Martin ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, und aus seiner programmatischen Unentschiedenheit - Malaise einer Generation, vielleicht eines Zeitalters - entwickelt sich das ganze Drama.

Obwohl Martin zum Zeitpunkt der Zeugung eigentlich mit besagter Vio zusammen ist und mit ihr große Pläne hat, bleibt er dann doch bei der Kindsmutter, Klara - die normative Kraft des Faktischen, nämlich dass er als Vater gebraucht wird, krempelt also sein Leben um. Aber ein paar Jahre später kommt der Backlash: Auf einer Tagung begegnet er der vorherigen Freundin wieder und beginnt eine Affäre.

Was als "Nachdenkphase" Martins beginnt, hat bald schon neue faktische Kraft, denn er zieht bei Klara aus und zurück zu Vio, und den beiden Frauen bleibt nur die Feindschaft. Endlich ist auch bei Vio ein Kind unterwegs, aber ein Patchwork-Idyll wird aus dieser Geschichte nicht mehr: "Du baust mit einem Menschen ein Leben auf und auf einmal ist er ein anderer. Ist mit der Axt hinter dir her wie in Shining." So spricht die Verlassene, und bald geschieht auch wirklich etwas wie aus einem Horrorfilm, es ist aber einer von Nicolas Roeg.

Der Erzählung, die oft szenisch wie ein Drehbuch gehalten ist, bleibt fast nur die Dokumentation: Tanja Paar, die 1970 in Graz geboren wurde, verweigert sich in ihrem Romandebüt konsequent jeglicher literarischen Überhöhung des Geschehens, die Kapitelüberschriften lauten schlicht "Der Kinderwunsch" oder "Die Trauergruppe". Nur einmal greift sie in die Tiefe der Tragödie, und es wird deutlich, dass der Name Vio eine Kurzform von Violenta ist. Dass sich in dieser ansonsten sehr prosaischen Geschichte die Protagonistin plötzlich mit dem Medea-Stoff bei Anouilh im Unterschied zu Grillparzer befasst, ist dann doch überraschend. "Gibt es einen Schutzpatron der Rachsüchtigen?", fragt sie.

Wenn die Leser dieses Buches das wären, was im Titel steht, nämlich Unversehrte, dann ließe seine böse Banalität sie womöglich kalt. Aber weil sie das wohl größtenteils nicht sind, müssen sie sich hüten vor den darin fallenden Stein- und Beilsätzen.

JAN WIELE

Tanja Paar: "Die Unversehrten". Roman.

Haymon Verlag,

Innsbruck/Wien 2018.

160 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Sätze wie Henkersbeile" F.A.Z., Jan Wiele "Tanja Paar hat mit ihren 'Unversehrten' ein Debüt vorgelegt, das sich deutlich abhebt von den großen Strömungen österreichischer Prosaproduktion, die noch immer geprägt ist von bekannten Tonlagen und Themen" taz, Carsten Otte "Tanja Paar kann schreiben, das merkt man sofort. Eine Vielzahl kurzer Sequenzen, etliche von ihnen perfekt gestaltet und sprachlich pointiert, fügen sich zu einem flott dahinschnurrenden Roman." FALTER, Susanne Schaber "Es geht in diesem eindringlichen szenischen Roman um Rache und Vergebung, ums Lieben und Hassen, um die Macht der Erinnerung und darum, wie es sich anfühlt, über sich selbst zu erschrecken." DER STANDARD, Julia Kospach "Tanja Paars Debut setzt nicht auf sprachliche Originalität, sondern auf den bösen Glanz des Banalen und fein dosierte Spannung." O-Töne, Daniela Strigl "diese Dreiecksgeschichte verfügt über eine große Fallhöhe" Ö1, Ex libris, Robert Weichinger "Paar hält die Spannung und verrät immer nur ein wenig mehr. Zwischendurch keimt die Hoffnung auf Vernunft und Normalität durch. Eine trügerische Hoffnung, wie Paar nicht zuletzt durch einen raffinierten Trick andeutet ..." APA - Austria Presse Agentur, Wolfgang Huber-Lang "Der große Begriff Drama verdient in Tanja Paars Debütroman eine eingehende Würdigung, denn die fokussierte und episch grundierte Handlung sowie die besondere Wertschätzung des knappen Dialogs beschleunigen den fatalistischen Sog." WIENER ZEITUNG, Alexander Peer "Mit unerbittlicher Konsequenz und perfidem Humor hält Paar einen als Leser bei der Stange - bis zum schockierenden Twist am Ende. Ein beeindruckendes Debüt!" Steirerkrone, Christoph Hartner "gut gemachte Spannungsliteratur" Tiroler Tageszeitung, Joachim Leitner "Ein eigenwilliges, empfehlenswertes Romandebüt." TIROLERIN "In der episodischen Rachetragödie um Eifersucht, Schuld und Desillusionierung variiert Paar gekonnt die tradierten Topoi klassischer Vorbilder." ekz-Informationsdienst, Lutz Hillingmeier "Der Debütroman der österreichischen Autorin besticht durch seine Präzision" bn.bibliotheksnachrichten, Sabine Eidenberger…mehr