Warum schrieb Kafka seinen Roman »Das Schloss« nicht zu Ende, und ist Franz Schuberts »Unvollendete« tatsächlich nur als Fragment überliefert? Weshalb ist der Bau der Basilika Sagrada Família nach 140 Jahren immer noch nicht abgeschlossen? Inwiefern gilt das Ryugyŏng-Hotel als Nordkoreas Waterloo und aus welchem Grund wurde Marilyn Monroes letzter Film niemals fertig gedreht? War eine Konsultation bei Sigmund Freud der Grund dafür, warum Gustav Mahler seine berühmte zehnte Symphonie nie fertigstellen konnte? Und was steckt hinter dem unvollendeten letzten Gemälde des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt? Zahlreiche nicht beendete Kunstwerke und ambitionierte Großprojekte sind der Nachwelt hinterlassen worden, die dennoch oder gerade wegen ihres Fragmentcharakters bis heute bekannt sind. Manche von ihnen üben eine solche Faszination aus, dass sie gar fortgeführt oder in heutiger Zeit anderweitig noch vollendet werden. Clemens Ottawa stellt zwanzig von ihnen vor und lässt seine Leserinnen und Leser Anteil nehmen an der zuweilen unfreiwillig komischen, manchmal tragischen, aber immer abwechslungsreichen Geschichte ihrer Nicht-Vollendung.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Tolle Idee, aber die Umsetzung hakt, hält Rezensentin Edelgard Abenstein zu Clemens Ottawas Buch über unvollendet gebliebene Kunstwerke fest: Die einzelnen Beispiele sind in die unterschiedlichen Disziplinen von Architektur bis bildende Kunst eingeteilt, Abenstein hätte sich eher eine andere Systematik gewünscht, etwa nach den Gründen, die eine Veröffentlichung verhindert haben. Die Kapitel sind der Kritikerin zufolge zudem von unterschiedlicher Qualität und von einigen sprachlichen Schnitzern durchsetzt. Schade, resümiert sie, auch, dass der spannenden These zum Zusammenhang von Fragment und Moderne nicht nachgegangen wird.
© Perlentaucher Medien GmbH
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