Essay aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1,3, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Kants Annahme, dass Tiere nicht in die Moralvorstellungen mit einbezogen werden müssten und sie lediglich dann zu schützen seien, wenn ihr Nutzen für den Menschen Schaden nehmen könne, wurde lange Zeit weder beseitigt noch hinterfragt. Die Rechtfertigung für diese asymmetrische moralische Hierarchie wird mit dem Verweis auf bestimmte Fähigkeiten begründet. Dazu zählen Sprachvermögen, Selbstbewusstsein, Werkzeuggebrauch, die Fähigkeit zu moralischem Handeln sowie Rationalität, die der Mensch dem Tier voraushabe. Die Annahme dieser anthropologischen Differenz führte aus zweierlei Gründen zu einer Kontroverse. Erstens konnte festgestellt werden, dass Tiere auf unterschiedliche Weisen einige dieser benannten Fähigkeiten besaßen und der zweite deutlich kritischere Grund für die aufkommende Kritik war das Nichtvorhandensein eben dieser Fähigkeiten bei Säuglingen, Kleinkindern oder mancher geistig schwerbehinderter Menschen. An dieser Stelle wird der australische Philosoph Peter Singer herangezogen. Er gehört sicherlich zu den bekanntesten und umstrittensten Denkern der Gegenwart. Verantwortlich hierfür ist sein ethisches Konzept, der sogenannte Präferenzutilitarismus, den er in zahlreichen Publikationen seit den 1970er Jahren entwickelt hat. Vorab ist es wichtig zu erwähnen, dass ein leitendes Motiv Singers dabei stets die Aufwertung nicht menschlichen Lebens und nicht die Abwertung menschlichen Lebens darstellt. Es geht dementsprechend nicht darum, abzuwägen, ob nun Kleinkinder und Tiere den gleichen moralischen Status besitzen sollten, sondern lediglich um das gleichwertige Miteinbeziehen der Menschen sowie der Tiere in unserer Interessenabwägung.