Essay aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Thomas Mann verarbeitete den Stoff der Gregorius-Legende von Hartmann von Aue in seinem Roman "Der Erwählte". Dabei hielt er sich in Grundzügen an die Vorlage, nahm jedoch auch einige Änderungen vor. Er schob Szenen ein und raffte die Handlung an anderen Stellen. Dadurch strebt der Roman konsequenter als die Legende dem Ziel der Gnade Gottes zu. Mit diesem vergebenden Ende behielt Mann die heitere Seite der Vorlage zum größten Teil bei. Ebenso folgte er den religiösen Motiven und bewahrte den Tiefgang der Legende. Der Erwählte spielt wie das Original im katholischen Mittelalter. Mann idealisierte und parodisierte dieses jedoch. Dabei griff er auf andere mittelhochdeutsche Werke zurück. Die Vorstellung vom idealen Rittertum übernahm er aus Hartmanns "Erec" und "Iwein". Gregorius‘ Beiname „Der Trauerer“ stammt aus dem "Tristan" von Gottfried von Straßburg. Außerdem verarbeitete Mann Elemente aus Wolfram von Eschenbachs "Parzival". Er baute des Weiteren Handlungen ein, die aus der Zeit fallen, wie zum Beispiel das Fußballspiel auf der Klosterinsel. Mann selbst sagte über den Erwählten: „Wenn es das Alte und Fromme, die Legende parodistisch belächelt, so ist dieses Lächeln eher melancholisch als frivol, und der verspielte Stil-Roman, die Endform der Legende, bewahrt mit reinem Ernste ihren religiösen Kern, ihr Christentum, die Idee von Sünde und Gnade.“