Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: 2, Justus-Liebig-Universität Gießen (Zentrum für Wissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist hinlänglich und längst bekannt, daß Sokrates nichts Schriftliches hinterlassen hat. Nahezu alles was wir ihn über ihn wissen, ist uns von seinem Schüler Platon hinterlassen. Wenn wir also von einer Philosophie des Sokrates sprechen, so sprechen wir von einer Version derselben, wie sie uns von Platon überliefert worden ist, angereichert durch einige wenige andere Quellen. Dasselbe gilt natürlich auch, vielleicht sogar in einem größeren Maße für Sokrates Methode. Im Wesentlichen geht es dabei darum, daß Sokrates seine Gesprächspartner durch Fragen erst in ihren vorgefaßten Meinungen erschütterte, um sie dann im Verlauf des weiteren Gespräches zu neuen Erkenntnissen anzuleiten. Anzuleiten bedeutet hierbei, daß Sokrates eben nicht als jemand auftrat, der vorgab die Antwort auf die von ihm gestellten Fragen bereits zu kennen, sondern als jemand, dessen Erkenntnisprozess parallel zu dem seines Gesprächspartners verläuft. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, daß man auf diesem Wege jedesmal zu einem neuen Ergebnis gelangen würde. Die Wahrscheinlichkeit gebietet es, daß es Fälle gegeben haben muß, in denen Sokrates und sein Gesprächspartner ohne eine neue Erkenntnis auseinander gegangen sind, mit mehr unbeantworteten Fragen im Gepäck als vor ihrer Zusammenkunft. Solche Fälle sind uns aber nicht bekannt. Daraus folgt der Schluß, daß uns entweder solche Fälle nicht überliefert sind oder, daß es sich bei Sokrates Methodik um eine didaktische gehandelt hat, in der er Unwissenheit nur vorgespielt hat. In einem solchen Fall hätte Sokrates bereits ein Ziel vor Augen, auf das er mit seinen Fragen hinaus wollte. Dem Gesprächspartner würde der Eindruck vermittelt, er wäre selbständig zu einer Erkenntnis gelangt Eine solche didaktische Methode besitzt einen entscheidenden Vorteil. Der Gesprächspartner wird nicht explizit von einer Auffassung überzeugt sondern gelangt selber zu dieser und ist daher eher bereit diese auch anzunehmen. Er ist ja von selbst zu diesem Schluß gelangt. Es wurde ihm nicht seine Unwissenheit demonstriert und somit auch seine Eitelkeit nicht verletzt. Aus eben diesem Grund wird diese didaktische Methode noch heute in der Schulpädagogik angewandt. Nur macht sich in der Pädagogik niemand Illusionen darüber, daß der Lehrer einen Wissensvorsprung besitzt und gegenüber seinen Schülern eine Moderatorfunktion übernimmt. Diese Methode besitzt aber auch einen entscheidenden Nachteil. [...]
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