Noch nie hat es in Deutschland eine Generation gegeben, der es so gut ging wie den heute 60- bis 75jährigen. Doch man weiß wenig über sie, man redet nicht über sie - eine unauffällige Generation. Jetzt beginnen sie zu reden, nach langen Jahren des Schweigens. Die Kriegskindergeneration ist im Ruhestand, die eigenen Kinder sind längst aus dem Haus. Bei vielen kommen jetzt die Erinnerungen allmählich hervor und mit ihnen auch Ängste, manchmal sogar die unverarbeiteten Kriegserlebnisse. Sie wollen nun über sich selbst nachdenken und sprechen. Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter spricht von einer »verschwiegenen, unentdeckten Welt«. Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie. Ihnen wurde gesagt: »Sei froh, daß du überhaupt überlebt hast. Vergiß alles und schau lieber nach vorne!« Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen. Diese Erinnerungen haben sie bislang in sich verschlossen gehalten, sie trösteten sich mit der Einstellung: »Andere haben es noch viel schlimmer gehabt als wir.« So wurde eine ganze Generation geprägt: Man funktionierte, baute auf, fragte wenig, jammerte nie, wollte vom Krieg nichts hören - und man konnte kein Brot wegwerfen.
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»Ein Buch, das in der Rückschau den Blick auf die Geschichte für immer verändert hat: "Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen"« Maren Keller, Der Spiegel, 15.12.2018 Maren Keller SPIEGEL 20181215
»... Sabine Bode hat viele von ihnen zum Sprechen gebracht, das ist ein großes Verdienst. Und sie hat Stellen aus der biografischen Literatur und aus Lebensberichten hinzugezogen, die die affektiven Leerstellen bei vielen Kriegskindern mit emotionalem Leben erfüllen. Sie macht zu Recht deutlich, dass das unverarbeitete Leid der ehemaligen Kriegskinder noch eine große gesellschaftliche Aufgabe darstellt, weil mit dem Beginn des Rentenalters die Überdeckung der Traumata durch Beruf und Arbeit endet. ...« Tilmann Moser (Psychologie heute, 8/2004) »... Sabine Bode hat viele Kriegskinder in ihrem Buch zu Wort kommen lassen. Diese berichten nach häufigem Abwehren ("es ist doch damals allen schlecht gegangen" oder "sie werden mir doch jetzt kein Trauma einreden wollen"), voll Flucht, Verschüttung, Tieffliegern und Bombenhagel ziemlich distanziert und im Nachhinein wenig betroffen. Gleichzeitig aber kann man häufig besondere Unsicherheiten, Krankheiten, Schwankungen in deren Lebensweg beobachten. Wir könnten, schreibt in einem Nachwort Luise Reddemann, die traumatischen Erfahrungen imaginativ zu einem guten Ende bringen. Wir könnten dafür sorgen vielleicht auch fachliche Hilfe zu bekommen. Auch Freunde können dabei helfen uns anzuhören. Wir könnten dem Kind in uns sagen, dass es recht hat mit seiner Angst und seinem Schmerz. ...« Marianne Kerres (Pfelgemagazin 4.8.2004) Sabine Bodes anrührendes Buch über die Traumata der Kriegskinder ... Und sogleich stellt sich die Frage, ob auch hier der neuen deutschen Lust am Opfersein gefrönt werden soll. Die Skepsis ist nicht berechtigt. Denn der Autorin geht es nicht um moralische Aufrechnung und schon gar nicht um einen neuen Opferkult. Ihr geht es darum, etwas auch benennen zu dürfen, was bisher zu wenig benannt wurde: die Traumata der Kriegskinder. ... So gelesen, ist Sabine Bodes Buch ein wichtiges und notwendiges Element im Mosaik der deutschen Geistesverfassung.« Gabriele von Arnim (Die Zeit, Literaturbeilage, 19.5.2004) »... Ein fundiertes Buch über ein Tabu, das über ein halbes Jahrhundert auf seine Aufarbeitung wartete.« (Welt am Sonntag, 21.3.2004) »... ein aufschlussreiches und oft anrührendes Buch zum Thema ... Dass auch die deutsche Zivilbevölkerung unter dem von ihrer Führung begonnenen Krieg gelitten hat, ist zwar schon in den letzten Jahren ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten - vor allem durch die Bücher von Günter Grass und Jörg Friedich -, aber die längerfristigen seelischen Auswirkungen von Bombardierungen und Vertreibung sind bisher kaum erörtert worden. ... Eine der ersten Publikationen überhaupt zum Thema« Frank Gerbert (Focus, 1.3.2004)