ADOLF PICHLER (1819–1900) – PROFESSOR FÜR GEOLOGIE an der Universität Innsbruck, LITERATURKRITIKER, SCHRIFTSTELLER – war zu seiner Zeit der BEKANNTESTE LIBERALE INTELLEKTUELLE TIROLS, ein Universalgelehrter, der sich in einem ausgeprägt katholisch-konservativen Milieu von niemandem das Denken nehmen ließ. Obwohl seine Gesammelten Werke zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer repräsentativen, 17 Bände umfassenden Ausgabe erschienen und seinem Verleger wohlwollende Besprechungen einbrachten, erhielt er nie einen kanonischen Status als Literat. Allzu oft stießen seine Texte im unsicheren Gelände ZWISCHEN REALISMUS UND MODERNE auf Widerstand. Seine literarische Handschrift, die Zeitgenossen wie Adalbert Stifter oder Ferdinand Kürnberger durchaus schon erkannt haben, zeigt sich am schönsten in Pichlers HOCHGEBIRGSGESCHICHTEN UND REISEBILDERN. Pichlers Blick auf die Geschichte wie auch auf die Landschaft ist nie bloß ein Blick von außen oder oben. Überall entdeckt er Sehenswürdigkeiten, die in keinem Prospekt auszumachen sind, überall hat er ein Auge für die geologischen Formationen, die Pflanzenwelt, die Kunstschätze, überall stößt er auf alte oder moderne Fundstücke und auf Menschen, die sein Interesse wecken und ihn bedrängen, Betrachtungen über Gott und die Welt und über seine Zeit anzustellen, mit anderen Worten: UNAUFHÖRLICH ZU ERZÄHLEN.