Sauber, sittlich und vorbildlich sollte sie sein, die Schöne Literatur im 19. Jahrhundert. Um 1900 galt sie jedoch als massiv von ›Schmutz und Schund‹ bedroht - sowohl seitens des Naturalismus und der Avantgarde, wie auch von den massenhaft verbreiteten Kolportageromanen. Lars Rosenbaum zeichnet diese Konflikte und ihre Vorgeschichte im ›langen 19. Jahrhundert‹ erstmals systematisch nach. Er analysiert die Semantik des Schmutzes in ästhetischen und literarischen Diskursen, in der Reinlichkeitserziehung, in Theorie und Praxis der Hygiene und in der bürgerlichen Konversationskultur. So macht sein literaturgeschichtlicher Überblick die ›Verschmutzung‹ der literarischen Moderne verständlich und liefert zudem eine Geschichte populistischer Debatten um 1900 auf dem Feld der Literatur.