Die Studie untersucht das literarische Phänomen, dass an entscheidenden Wegpunkten die Verheißungslinie "Israel" über den jüngeren Bruder und nicht über den sonst so bedeutenden Erstgeborenen fortgesetzt wird. Gleich zwölfmal erscheint dieses Vertauschungsmotiv in der Genesis und durchzieht sie vom Anfang bis zu ihrem Ende, findet hingegen faktisch keine Verwendung in anderen alttestamentlichen Texten. Die Formen und Kontexte dieser Vertauschungserzählungen werden vom Autor analysiert und die literarischen, theologischen und kanonischen Funktionen dieses Motivs herausgearbeitet. Die Lektüre der Erzählungen in ihren vorliegenden Kontexten lässt das Phänomen der Vertauschungen als ein schlüssig gestaltetes und stringent aufgebautes Erzählkonzept erscheinen, das im narrativen Zusammenhang lesbar ist: Es leistet eine Identifikationsbestimmung Israels, die dessen Sonderrolle unter den Völkern begründet, literarisch legitimiert und theologisch profiliert. Die Untersuchung bleibt dabei nicht bei der Synthese rein literaturwissenschaftlicher Arbeit stehen, sondern zieht die notwendigen Konsequenzen in realhistorischer Sicht, die für die Joseph-Juda-Erzählung den Konflikt zwischen Juda und Samaria im Hintergrund wahrscheinlich werden lassen.
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