Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Text und Pronomen, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn man Leute auf der Straße ansprechen würde und sie fragen würde, was sie zum Thema "der/die/das" wissen, dann wären die meisten Antworten aller Wahrscheinlichkeit nach folgende: „Das ist der bestimmte Artikel.“ „Na, `n Artikel ist das…ja, und `n Relativpronomen.“ „Da kann man was näher mit bestimmen.“ Im Grunde hätten diese Leute mit ihren Aussagen nicht Unrecht, da der/die/das (im Folgenden auch der oder der-Pronomen) durchaus sowohl als Artikel als auch als Relativpronomen zum Einsatz kommen kann. Was viele aber vergessen – und diese Tatsache verleiht der vorliegenden Arbeit mehr oder minder ihre Daseinsberechtigung – ist, dass der, vor allem in Gesprächen, auch als Demonstrativum und als Demonstrativpronomen verwendet wird. Würde man die angesprochenen Passanten nun wiederum auf diese Tatsache aufmerksam machen und im Zuge dessen eventuell einige Beispiele präsentieren, so dürfte man mit folgender Reaktion rechnen: „Ja, Sie haben Recht! Aber ist das nicht total unhöflich, wenn man das so gebraucht?“ Ist es das? Zumindest wird dem der/die/das-Demonstrativpronomen eine spezielle Eigenschaft zugeschrieben, welche es insbesondere von dem formal sehr ähnlichen Personalpronomen der dritten Person abgrenzt: „Die Demonstrativpronomina dienen wie das Personalpronomen der 3. Person zur allgemeinen Bezeichnung des Besprochenen. Sie unterscheiden sich vom Personalpronomen jedoch durch ihren Hinweischarakter“ (Helbig/Buscha 2001: 113). Durch diese sprachliche „Zeigefunktion“ mag der in dem einen oder anderen Fall einen unhöflichen Eindruck machen. Vor allem, wenn man damit auf Personen referiert oder es eventuell im Kontext einer abfällig gemeinten Äußerung zu finden ist. Allerdings bleibt fraglich, ob das Demonstrativpronomen in letzteren Situationen tatsächlich semantisch zur negativen Referenz beiträgt oder ob es lediglich eine verweisende Funktion erfüllt. Auf den Höflichkeitsaspekt sowie die Funktionsweise des der/die/das-Pronomens werde ich in Kapitel 2.3.2 noch näher eingehen. Was hingegen als sicher erachtet wird, ist die hohe Frequenz von der in umgangssprachlichen Unterhaltungen: [I]m umgangssprachlichen Bereich kommen der-Pronomina wirklich am häufigsten vor; hier treten sie in echte „Konkurrenz“ zu den er/sie/es-Pronomina. Daher rührt sehr wahrscheinlich auch das Vorurteil des „falschen Sprachgebrauchs“, was wohl zutreffender mit dem Urteil „nicht gehobenes Register“ bezeichnet würde. (Bethke 1990: 73) [Hervorhebungen im Original]