Klaus Schwab, langjähriger Wirtschaftsprofessor in Genf und Gründer des Weltwirtschaftsforums, hält bahnbrechende Innovationen wie Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, selbstfahrende Kraftfahrzeuge oder Vernetzung von Robotern erst für den Einstieg in revolutionäre Veränderungen unserer
Lebensweise und er liefert uns dazu eine beachtenswerte und sehr lesenswerte Analyse.
Nach einer…mehrKlaus Schwab, langjähriger Wirtschaftsprofessor in Genf und Gründer des Weltwirtschaftsforums, hält bahnbrechende Innovationen wie Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, selbstfahrende Kraftfahrzeuge oder Vernetzung von Robotern erst für den Einstieg in revolutionäre Veränderungen unserer Lebensweise und er liefert uns dazu eine beachtenswerte und sehr lesenswerte Analyse.
Nach einer kurzen historischen Einführung skizziert er den bevorstehenden tief greifenden Wandel unserer Systeme, ja unserer Zivilisation durch die „alles durchdringenden Macht der Digitalisierung“.
Die vor uns liegenden technischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und psychischen Veränderungen stellt Schwab mit griffigen, nachvollziehbaren Beispielen gut dar und beschreibt sie mit allen ihren Risiken und Chancen für verbesserte Lebensstandards.
Einen Schwerpunkt widmet er erwartungsgemäß den möglichen Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung. In welchem Ausmaß die zu erwartende Automatisierung zur Reduzierung von Arbeitsplätzen führt, wie lange dieser Prozess dauern und wie weit er gehen wird, darüber muss uns auch Schwab die Antwort schuldig bleiben. Jedenfalls schönt er das Thema nicht, verweist auf veränderte Kompetenzanforderungen, den Wegfall ganzer Berufsgruppen, Polarisierung im Arbeitsmarkt und soziale Probleme.
Schwab bezeichnet sich selbst als „pragmatischen Optimisten“ und bestätigt uns dies durch seine Realitätsnähe und seine Tendenz, nicht nur über Probleme sondern vor allem auch über deren Lösungen nachzudenken und Chancen nutzen zu wollen.
So öffnet er uns die Augen und macht uns Mut, rechtzeitig mit zu gestalten. Wer glaubt, es ginge ihm ausschließlich um eine ökonomische Sicht der Zukunft, der irrt.
Auch Themen wie Ungleichheit, menschliche Identität, Ethik, menschliche Bindungen, nationale und internationale Auswirkungen und selbst internationale Sicherheit bezieht er mit ein.
Was Schwab auch umtreibt, ist die Sorge, das mögliche Potenzial dieser Entwicklung nicht im nötigen Maß zu nutzen. Dafür verantwortliche Defizite sieht er über alle Sektoren hinweg in mangelnder Führungsstärke, in fehlendem Verständnis für Veränderungen, aber auch im derzeitigen institutionellen Ordnungsrahmen.
Wer sich detailliert über Zukunftstechnologien informieren möchte, dem ist der umfangreiche Anhang „Tiefgreifende Veränderungen“ sehr zu empfehlen. Er stellt 21 zu erwartende technologische Umwälzungen wie z.B. in den Körper implantierbare Technologien, intensivierte digitale Präsenz, das sensorengestützte Internet der Dinge oder den vernetzten Haushalt vor.
Dazu wird jeweils der Wendepunkt zu dieser Entwicklung beschrieben, der voraussichtliche Stand im Jahr 2025 prognostiziert und es werden die positiven, negativen, unbekannten oder zweischneidigen Effekte sowie praktische Anwendungsbeispiele dargestellt. Alle an ihrer Zukunft Interessierten dürfte diese informative Darstellung in Spannung versetzen.
Für ein hochaktuelles Fachbuch ist „Die Vierte Industrielle Revolution“ angenehm frei von unnötigen Fachausdrücken und Fremdwörtern und insgesamt überraschend leicht zu lesen. Angenehm auch, dass der Autor weder verharmlost, noch beschönigt, noch dramatisiert. Dadurch erhält das Buch hohe Glaubwürdigkeit.
An wen richtet sich Schwabs Buch? Er adressiert es ausdrücklich an „all diejenigen, die sich für unsere Zukunft interessieren und die entschlossen sind, die Chancen dieses revolutionären Umbruchs zu nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen.“
So ist es bei ganzheitlicher Sicht ein Apell, uns rechtzeitig dieses Themas anzunehmen: „Ein gemeinsames Verständnis ist unabdingbar, wenn wir eine Zukunft gestalten wollen, in der sich gemeinsame Werte und Ziele widerspiegeln.“ Als Rezensent kann man dieses Buch allen Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, darüber hinaus aber auch allen, die sich gründlich und ausgewogen informieren möchten, sehr empfehlen.