Ein feste Burg ist...??!!
Die Autorin lebte selbst mehrere Jahre in einem Flüchtlingslager. Nach dem Studium arbeitete sie als leitende Pressesprecherin des Flüchtlingshilfswerks der UNO, war in Afghanistan, im Sudan und im Irak im Einsatz. Sie entwickelte sie die Kampagne
"www.tellingtherealstory.org", eine digitale Plattform für die Menschen aus den betroffenen Ländern. So ist ihre Kritik an…mehrEin feste Burg ist...??!!
Die Autorin lebte selbst mehrere Jahre in einem Flüchtlingslager. Nach dem Studium arbeitete sie als leitende Pressesprecherin des Flüchtlingshilfswerks der UNO, war in Afghanistan, im Sudan und im Irak im Einsatz. Sie entwickelte sie die Kampagne "www.tellingtherealstory.org", eine digitale Plattform für die Menschen aus den betroffenen Ländern. So ist ihre Kritik an den Umgang der Politik mit den Flüchtlingsbewegungen profund, nachvollziehbar und geprägt von eigenen Erfahrungen.
Sie beschreibt 9 Einzelschicksale: Asif aus Afghanistan, Djamal und Becca aus Syrien, Berhane aus Eritrea, Dorine aus Kamerun, Karim aus Syrien, Mamadou aus dem Senegal, Imani und Idris aus Somalia, Nihad aus dem Irak. Die wenigsten wussten Konkretes über das „Europa“ und was sie dort erwartete. Alle waren von den Posts in den sozialen Medien geblendet, mit denen sich Freunde und Bekannte präsentierten. Allen gemeinsam der traditionelle soziale Hintergrund: Schande und Ehrverlust für die Familie, wenn sie erfolglos zurückkehren würden. Sie selbst posteten ebenfalls Erfolgsmeldungen und taten nichts, um dieses Perpetuum aufzubrechen, obwohl sie gescheitert waren.
In der Realität wurden sie konfrontiert mit überfüllten Heimen und einer überlasteten Bürokratie, die oft Jahre brauchte, um die Asylanträge zu bearbeiten. Und nicht zu vergessen, die Ablehnung, geschürt durch einige Politiker und folgsame Medien: ein Cocktail mit inflationären Zahlen, den man wunderbar für die eigenen Zwecke mixen kann mit Begriffen wie Überfremdung, Islamisierung der christlich-jüdischen Kultur (sic!!), Testosteron gesteuerten Jungmännern, die von blonden Germaninnen träumen. ´
Bei der Lektüre überkamen mich Wut, Enttäuschung und Scham. Alle Fakten waren mir bekannt, sie aber noch einmal so detailliert zusammengefasst zu lesen, war erschreckend. Da werden von der europäischen Union Millionen Euros verteilt wie im Grimm’schen Märchen „Sterntaler“, nur dass das Geld oft in intransparenten Kanälen versickert.
Die Autorin erklärt explizit die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten, letztere hier als Wirtschaftsflüchtlinge tituliert. Auch sie müssen ein Asylverfahren durchlaufen, obwohl sie arbeiten und lernen wollen, um dann in die Heimat zurückzukehren. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen wären eine Bereicherung für ihr Ursprungsland und ein Faktor, die dortigen Verhältnisse zu verbessern.
Melita Šunjić unterbreitet Vorschläge zu einer ganzheitlichen Veränderung, die nicht nur bruchstückweise an den Symptomen herumdoktert. Ein erster Schritt: ein Masterplan, so dass Migranten befristete Arbeitsvisa bekommen könnten. Des weiteren: die Flüchtlinge in den Erst-Asylländern besser zu versorgen, das sei kostengünstiger und sicherer für alle. Die meisten wollen lieber in ihrem eigenen Kulturkreis bleiben und somit wäre die Sekundär-Migration leichter einzudämmen. Der allerwichtigste Schritt jedoch: die Schleppernetzwerke, die Menschenschmuggler und -händler vernetzen, zu unterwandern. Denn das ist ein mafiöses, perfekt organisiertes internationales Business. Die aufgegriffenen Helfer sind nur kleine Fische, wie kleine Straßendealer. Die Köpfe sitzen ganz oben, mit weißen Westen als Schreibtischtäter.
Eine eindringliche empfehlenswerte Lektüre, die dem, der gewillt ist zu sehen, die Augen öffnet über eine Politik, die sich mit Mäntelchen wie Humanität, Verfechter von Menschenrechten wortreich umhüllt.
PS: Auch die meisten europäischen Auswanderer nach Amerika hatten ihren Traum von einem besseren Leben und waren nach heutiger Definition Wirtschaftsflüchtlinge.
PS: Es gibt einen interessanten Roman des Somaliers Abdourahman Waberi: “Die Vereinigten Staaten von Afrika.“ Vielleicht wird sich das Schicksal der Europäer in klimawandlerischen Zeiten einmal umdrehen? Nobody knows.