»Nicht lange nachdem der Kampfgruppenkommandeur mit seinem Panzer die Kreuzung hinter sich gelassen hatte, eröffneten die zurückgebliebenen SS-Soldaten mit ihren automatischen Bordwaffen das Feuer auf ihre wehrlosen Opfer. Wer von den Amerikanern die ersten Salven überlebt hatte, wurde anschließend
per Kopfschuss getötet.«
Es sind Taten wie diese, die man gemeinhin mit der Waffen-SS in…mehr»Nicht lange nachdem der Kampfgruppenkommandeur mit seinem Panzer die Kreuzung hinter sich gelassen hatte, eröffneten die zurückgebliebenen SS-Soldaten mit ihren automatischen Bordwaffen das Feuer auf ihre wehrlosen Opfer. Wer von den Amerikanern die ersten Salven überlebt hatte, wurde anschließend per Kopfschuss getötet.«
Es sind Taten wie diese, die man gemeinhin mit der Waffen-SS in Verbindung bringt, Gräueltaten, die in ihrer Brutalität jedes Maß vermissen lassen. Auf der anderen Seite hält sich hartnäckig das Bild von der Waffen-SS als militärischer Elite des Regimes, die immer wieder kritische Lagen an allen Fronten meistern konnte.
Was die Kriegsverbrechen und Massenmorde angeht, gibt es keine Zweifel, genügend Gerichtsurteile sind dazu ergangen. Aber wie steht es mit der Frage nach der Elite? Klaus-Jürgen Bremm, Historiker und Publizist mit dem Spezialgebiet Militärgeschichte, hat sich diesem Punkt gewidmet.
Akribisch arbeitet er die Geschichte durch, vom ersten scharfen Einsatz der Truppe am 30. Juni 1934 an bis weit in die Nachkriegszeit. Chronologisch werden Einsätze und Schlachten durchgearbeitet, präzise aufgeschlüsselt in Aktivitäten der Wehrmacht einerseits und solche der Waffen-SS andererseits. Schon nach kurzer Zeit wankt das Bild der militärischen Elite gewaltig, lässt sich von Ausnahmen abgesehen keine aus militärischer Sicht bedeutendere Rolle erkennen. Und das trotz häufig besserer Ausrüstung.
Dieses Bild zieht sich durch. Immer wieder stößt man auf überzeichnete Darstellungen der Leistungen der Waffen-SS in der Presse, liest man von Aktionen, bei denen gewöhnliche Heeresdivisionen ebenfalls beteiligt waren, teils sogar höhere Verluste im Kampf hatten, und trotzdem den Platz auf den Titelseiten für die SS-Division räumen mussten.
Wie kam es dazu? Weshalb erbrachten die angeblichen Elite-Soldaten in Wahrheit keine herausragenden Leistungen? Bremm blickt an dieser Stelle auf die Zusammensetzung der Truppe und ihre Ausbildung.
Die Propagandatruppe sollte halt in erster Linie gut aussehen, daher steckten die großgewachsenen Gestalten in beeindruckenden schwarzen Uniformen. Ihre zweite Aufgabe war, »willige Schlächter des Regimes zu sein«, die sich dadurch auszeichneten, dass sie keine Fragen stellten und niemals diskutierten.
Bekanntlich nutzte das Regime seine angsteinflößende Wirkung zur Sicherung der eigenen Machtposition. Und die martialischen SS-Truppen waren dabei ein wichtiges Instrument. Zweifel an der überragenden Stärke durften nicht aufkommen, weshalb selbst glatte Fehlschläge durch öffentlichkeitswirksame Auszeichnungen getarnt wurden.
All das wird vom Autor gut herausgearbeitet und sachlich dargestellt. In einigen Fällen, in denen es für der SS zugerechnete Gräueltaten keine Beweise gibt, erwähnt er das ebenfalls. Diese Objektivität schätze ich gerade bei Sachbüchern besonders!
Sehr interessant ist auch die Betrachtung der Nachkriegszeit. Wie erging es den ehemaligen SS-Soldaten, wie war ich Ansehen und wie stellten sie sich dar? Der Autor führt hier die faszinierende These aus, dass sie nach dem Krieg erfolgreicher waren als währenddessen. So schafften sie es, dass bei ihrem Bild in der Öffentlichkeit die Darstellung von »kämpferischer Bewährung, Heldentum und Opfermut« im Fokus stand.
Die detaillierten und sachlichen Schilderungen werden durch zahlreiche Fotos und Karten zu den einzelnen Schlachten unterstützt. Im Anhang gibt es u.a. eine genaue Übersicht sämtlicher Verbände der Waffen-SS.
Fazit: Sehr speziell, aber hochinteressant und bestechend durch eine detaillierte und sachliche Darstellung.