Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Regensburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Barocklyrik, Sprache: Deutsch, Abstract: „Jedoch was klag ich dir? Dir ist mein Leid erkannt./ Was will ich dir entdecken,/ Was du viel besser weißt:/ Die Schmerzen, die mich schrecken,/ Die Wehmut, die mich beißt,/ Und daß ich meinem Ziel mit Winseln zugerannt?“ Das Werk des bekannten barocken Dichters und Dramatikers Andreas Gryphius ist von Schwermut - oder auch ‚Wehmut‘ - gezeichnet. Man könnte meinen, dies sei für einen Dichter des Barock nichts Außergewöhnliches, da das alles bestimmende Motiv der Epoche und seiner Dichter die Vergänglichkeit und damit das menschliche Elend ist, welches nur durch den Glauben an Gott und ein besseres Leben nach dem Tod ertragen werden kann. Immer wird bei der Interpretation von barocken Werken die Frage offen bleiben, ob und inwiefern der Dichter selbst spricht. Der Barock war eine Epoche, in der Allgemeingültigkeit, Objektivität und die Ästhetik des Geschriebenen einen sehr viel höheren Stellenwert besaßen, als unmittelbarer Gefühlsausdruck und subjektives Empfinden, wie zum Beispiel in der Romantik. Barocke Gedichte sollten eine allgemeine Aussage und Richtschnur für die Menschen darstellen, es gab zudem sehr strenge formelle und ästhetische Regeln. Selten wurden in lyrischen Werken subjektive Empfindungen ausgedrückt, durch die der Rezipient eines Gedichts den Menschen hinter dem Dichter hätte kennenlernen können. Das beste Beispiel für diese unpersönliche, strengen Regeln gehorchende Lyrik ist vermutlich Martin Opitz, der auch der Verfasser des Buches „Von der Deutschen Poeterey“, einem Regelwerk bezüglich der Poetik in der deutschen Sprache, ist. Daher ist es problematisch, durch Aussagen in barocken Gedichten auf den Autor und sein Leben, seinen Gemütszustand, rückzuschließen. Die Melancholie – welche im 20. Jahrhundert durch den Begriff der ‘Depression‘ ersetzt wurde - war im Barock, einer stark religiös geprägten Epoche, noch „vom Ödium der Sünde und der Krankheit“ belastet. Man hatte Trost in der Aussicht auf ein besseres Jenseits zu finden. Wer dies nicht tat, wer dennoch zweifelte, dessen Glaube und Hingabe an Gott waren nicht stark genug, was in der Konsequenz sicherlich zu einem umso stärkeren Zweifeln – diesmal an sich selbst – führte. Zusätzlich herrschte im Barock noch das philosophische Ideal des Stoizismus, welches...