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Lauren St Johns Tierkrimi
Die elfjährige Martine verliert ihre Eltern bei einem Brand und soll nun bei ihrer Großmutter leben, die in der Nähe von Kapstadt ein Wildreservat unterhält. Sie empfängt ihre Enkelin mit geradezu gouvernantenhafter Strenge und Unzugänglichkeit. Auch in der neuen Schule findet Martine keinen Freund. Als sie eines Abends einen jungen weißen Giraffenbullen sieht, schleicht sie sich aus dem Haus. Sie fühlt, dass "Jemmy", wie sie ihn nennt, genauso einsam ist wie sie; von Anfang an verbindet die beiden eine gewisse Magie.
Lauren St John ist in Zimbabwe aufgewachsen. Ihr bildmächtiger Roman spricht auch von eigenen Erfahrungen der Autorin. Die eidetische Kraft der Naturbeschreibungen und die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem Mädchen und dem mystischen Tier machen den Zauber der Geschichte aus. Eine satte Prise Magie, starke Cliffhanger, die Gefahr, in der Jemmy schwebt - Wilderer haben es auf ihn abgesehen -, und nicht zuletzt David Deans vom Schutzumschlag bis zu den Vignetten wunderbare Gestaltung des Buches kommen hinzu.
Doch Begeisterung und Parteinahme für ihre Helden sowie für die afrikanische Natur und ihre Wesen verleiten St John zur Überzeichnung ihrer Figuren. Da ist die gemeine Fünferbande in der Schule, aalglatte, oberflächliche Biester, da ist der stille Klassenbeste, ein Außenseiter um des Außenseitertums willen, der tierliebe Zulu, dem kurzerhand der Busch auf den Leib geschrieben wird ("Aus ihm sprach - fast wie eine Aura - die pure Natur"), oder Martines allzu leicht zu identifizierender Widersacher. Es ist das sattsam bekannte Ensemble von Kinderbüchern, die es nicht wagen, ihre Leser herauszufordern. Antagonisten derart deutlich zu markieren beschneidet den dramaturgischen Spielraum. Man wünscht sich, dem Leser möge etwas mehr zugetraut werden als der genügsame Konsum.
SIMONE GIESEN
Lauren St John: "Die weiße Giraffe". Aus dem Englischen von Christoph Renfer. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2008. 235 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 11 J.
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