,Die weiße Logik' erzählt die Geschichte einer Trinkerkarriere. Aber der Held ist gar nicht krank, nicht dumm, nicht einmal feige. Er ist einfach nur darum bemüht, sich selbst und seine Ziele in die Welt und deren Ansprüche einzuordnen. Dabei hilft ihm die Flasche, seine Krücke, auf die gestützt er durch das Leben humpelt, auf der Suche nach seinem Glück. Als Schüler, Abiturient, Soldat, Student, Barmann und schließlich als Penner erlebt er eine Welt im Rausch und ist betrunken mutig genug, alle Fragen zu stellen, auch solche, die ihn selbst als eine nichtige Kreatur entlarven könnten. Der profane Schluckspecht wird zum mentalen Akrobat. Dessen fast immer unbeachtet bleibenden Leistungen sind das Thema in diesem Buch, das hinführt zur ,weißen Logik', einem Begriff, der Jack Londons Roman ,König Alkohol' entlehnt ist. Die Wurzel der Pein liegt nicht im Alkohol selbst - der wäre als Droge austauschbar, und als Droge kann alles dienen: der trotzige Verzicht des Magersüchtigen ebenso wie der blinde Einsatz des Spielers oder die nie endende Beschäftigung des Workaholics. Wollust oder Askese sollen als Ablenkungsmanöver der Leidverhütung dienen. Ablenkung, um das dräuende Ungeheuer, das uns im Nacken sitzt, nicht sehen zu müssen. Aber die Droge ist ein zweischneidiges Schwert - sie ist nämlich auch das Ticket für eine waghalsige Gradwanderung ohne Netz abseits vom goldenen Weg der Mitte. Und die Sucht ist in ihrer Verzweiflung immer auch Suche nach absoluter Erkenntnis, bedingungsloser, schonungsloser Forsche in den Abgründen der menschlichen Existenz. Harald, der Held, geht zu weit. Die Jagd wird ihm zum Verhängnis. Der Trunksucht letzter Schluss ist Erkenntnis, Philosophie und Weltbild am Ende eines dekadenten Gedankengangs. Sie definiert das eiskalte Kalkül des abgerissenen Trinkers, dem jeder Maßstab und jeder Wert lächerlich geworden sind. Alle Bedeutungen, alle Intentionen bleiben zurück als schillernde Farben, die sich ohne das Prisma der Illusionen in ein weißes Nichts auflösen. Die für den abstinenten Leser überraschende Pointe besteht darin, dass dieser zynische Nihilismus tatsächlich weitaus logischer und konsequenter herzuleiten ist als unser humanistisches Gedankengut oder die überkommenen Religionen, mit denen wir unser ängstliches Gemüt zu besänftigen bemüht sind.
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