Immer wieder wird in der Fachliteratur auf die Nähe konservativer Einstellungen zum Nationalsozialismus hingewiesen. Die in der Zeit des NS-Regimes von dem Monarchisten Karl Ludwig Freiherr zu Guttenberg herausgegebene Zeitschrift 'Weiße Blätter - Monatszeitschrift für Geschichte, Tradition und Staat' gibt durch ihren Inhalt an vielen Stellen dieser Behauptung nur vordergründig recht. Tatsächlich rechneten die Zeitgenossen sie dem Widerstand zu, und den Nationalsozialisten war sie mehr als verdächtig. Die 'Weißen Blätter' waren im geistig gleichgeschalteten Umfeld eine der wenigen verbliebenen Plattformen, wo 'andere' Wertvorstellungen veröffentlicht und gelesen werden konnten. Bei ihrem Verbot 1943 boten sie eine der letzten Möglichkeiten in Deutschland, gegen das Regime zu veröffentlichen. Konsequenterweise schloss sich der Herausgeber Guttenberg aktiv der Widerstandsbewegung an und wurde nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet und am 24. April 1945 ohne Prozess ermordet. Die Autorin, Guttenbergs Tochter, weist sowohl in der Darstellung der Geschichte der Zeitschrift als auch durch Inhaltsanalysen von Beiträgen nach, dass konservative Einstellung und nationalsozialistisches Gedankengut mitnichten deckungsgleich waren. Allein schon die Veröffentlichung der von tiefen religiösen Wurzeln geprägten Texte der Dichter Reinhold Schneider oder Jochen Klepper waren ein Akt des Widerstands. Aber auch andere Artikel werfen manches Schlaglicht auf die Möglichkeiten wie auf die Gefahren nichtkonformer publizistischer Tätigkeit. Das Buch schließt eine wichtige Lücke in der Erforschung antinationalsozialistischer Publikationsgeschichte.
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