Der 1931 veröffentlichte Roman „Die Wellen“ ist das wohl bekannteste Werk der amerikanischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941). In der Erzähltechnik ist es ein äußerst radikales Werk, da die Autorin hier völlig auf einen Erzähler, eine greifbare Handlung oder einen Schauplatz
verzichtete.
Der gesamte Roman besteht aus den inneren und kunstvollen Monologen von sechs recht…mehrDer 1931 veröffentlichte Roman „Die Wellen“ ist das wohl bekannteste Werk der amerikanischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941). In der Erzähltechnik ist es ein äußerst radikales Werk, da die Autorin hier völlig auf einen Erzähler, eine greifbare Handlung oder einen Schauplatz verzichtete.
Der gesamte Roman besteht aus den inneren und kunstvollen Monologen von sechs recht unterschiedlichen Charakteren (drei Männer und drei Frauen), die sehr sinnlich und poetisch ihr gemeinsames Leben heraufbeschwören. Im Bewusstsein von Bernard, Louis, Neville, Rhoda, Jinny und Susan spiegeln sich Erlebnisse und Erfahrungen von der frühen Kindheit bis ins reife Erwachsenalter wider. „Die Wellen“ ist also gewissermaßen ein Entwicklungsroman.
Der Entwicklungsprozess der einzelnen Personen wird in neun Phasen dargestellt, denen jeweils symbolhafte Schilderungen von Tages- und Jahreszeiten an der Meerküste gegenübergestellt werden. So entspricht die frühe Kindheit dem Frühlingsmorgen oder die Schulzeit dem Frühsommer. Eingebettet in den verlässlichen Rhythmus der Natur, kommen so in diesem experimentellen Werk viele Geschichten zusammen, wie die Wellen in einem Ozean. Es ist ein Roman, der in lyrischer Prosa daherkommt und vom Leser viel Aufmerksamkeit verlangt, dafür aber mit einer erstaunlichen Lektüre belohnt wird. Immerhin wird „Die Wellen“ heute als das Werk angesehen, in dem Virginia Woolf ihre neuartige Erzähltechnik zur Vollendung bringt.