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Kognitionswissenschaftler und Ethnologen sind sich fremd geworden. Erstere zielen auf Denkprozesse im Allgemeinen, erforschen aber vor allem die Studierenden der eigenen Universität. Letztere zeigen, wie stark psychologische Prozesse zwischen den Kulturen variieren. Ein Lehrbuch trägt nun zusammen, was über diese Variationen bekannt ist und wie man sie erforschen kann - ergänzt durch Aufgaben, an denen man die Aufmerksamkeit für die kulturelle Bedingtheit des eigenen Denkens schulen kann: von den Farbkategorien über die Einteilung der Tier- und Pflanzenwelt, Zahlensysteme, Orientierung in Raum und Zeit bis hin zur Vorstellung vom Geist des anderen. Die Variationsbreite ist beträchtlich, aber nicht in allen Bereichen gleich stark. So funktioniert die für uns so deutliche optische Müller-Lyer-Illusion bei den San im südwestlichen Afrika überhaupt nicht. Für die Aymará in Südamerika liegt Zukünftiges nicht vor, sondern hinter ihnen. Und in vielen Kulturen Ozeaniens scheint es unüblich, über die mentalen Zustände anderer Menschen nachzudenken, stattdessen werden äußere Ursachen für ihr Verhalten angegeben. Zur Erklärung dieser Unterschiede setzen Beller und Bender auf Motivation und Gewohnheit, nicht auf grundlegende Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten. Dafür spricht, dass viele dieser Unterschiede verschwinden, sobald die Angehörigen anderer Kulturen eine westlich geprägte Schule besuchen. Ein eindrucksvolles Kompendium - gerade für Kognitionsforscher. (Andrea Bender, Sieghard Beller: "Die Welt des Denkens". Kognitive Einheit, kulturelle Vielfalt. Verlag Hans Huber, Bern 2013. 286 S., geb., 29,95 [Euro].) manu
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