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Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 2,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Philosophisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Als die Stadt New York in den 90-er Jahren zur Verbrechensverhütung eine „Null-Toleranz-Politik“ ausrief, hatte sie damit nicht nur ein Exportmodell für Großstädte auch in Europa geschaffen, sondern – ob gewollt oder nicht - auch eine Kontroverse darüber angeregt, was Toleranz in einer modernen Demokratie westlicher Prägung überhaupt bedeutet. Schließlich wurde hier…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 2,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Philosophisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Als die Stadt New York in den 90-er Jahren zur Verbrechensverhütung eine „Null-Toleranz-Politik“ ausrief, hatte sie damit nicht nur ein Exportmodell für Großstädte auch in Europa geschaffen, sondern – ob gewollt oder nicht - auch eine Kontroverse darüber angeregt, was Toleranz in einer modernen Demokratie westlicher Prägung überhaupt bedeutet. Schließlich wurde hier erstmals dem Hochwertwort „Toleranz“, das im Einwanderungsstaat Deutschland (wie auch in den USA) meist synonym mit „Völkerverständigung“ gebraucht wurde, eine Absage erteilt. Und ein Jahrhunderte altes Konzept wurde plötzlich zum Gradmesser der Demokratie. Der Begriff der Toleranz hat aus heutiger Sicht einen klar religiösen und kulturvergleichenden Schwerpunkt, was mitunter den Blick darauf verstellt, wie vielfältig ihr Anwendungsbereich eigentlich ist. Dieser erste Eindruck geht entscheidend auf die Schlichterfunktion der Toleranz zurück, mit der bis weit in die Neuzeit hinein der Brückenschlag zwischen den Absolutheitsansprüchen der Offenbarungsreligionen versucht wurde. Ursprünglich bezeichnet sie hingegen, wie etwa Ottfried Höffe zusammenfasst, „[…] die Leidensfähigkeit angesichts unangenehmer Widerfahrnisse […]“ . Eine geistige Last, deren Schwere sich aus kollidierenden Weltanschauungen oder Lebenspraktiken ergibt, wird ertragen. Ihr Charakter ist folglich der einer präventiven, gewaltverhindernden Tugend, die individuell erlernt werden muss, und funktional dient sie in einem ethischen Konzept der allgemeinverträglichen Kanalisierung von Differenzen. Da diese Differenzen fast ausschließlich zwischenmenschlicher Natur sind und erst in Gemeinschaften zur reellen Bedrohung des friedfertigen Umgangs werden, ist die Toleranz Teil der Sozialethik. An dieser Stelle muss die signifikante Verschiebung in der Toleranzbegründung betont werden; zunächst war duldsames Handeln - wie in der Mailänder Vereinbarung von 313 oder im Augsburger Religionsfrieden von 1555 - eher an pragmatische Überlegungen geknüpft, Toleranz wurde als Einsicht in den (ephemeren) Nutzen geübt. In der Aufklärung verschiebt sich die Begründung hingegen auf das Feld der allgemeinen Menschenrechte und erlangt somit ihren bis heute konsensuell gültigen normativen Charakter, der sie erst zur Tugend macht.