Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: Sehr gut, Universität Wien (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Goethes Wirken hat eindrucksvolle Spuren in der Entwicklung der deutschen Literatur hinterlassen. Seine Wirkungsgeschichte zu betrachten, heißt ihrem Einfluss auf die Geschichte und auf die Etablierung der deutschen Literatur in der Weltliteratur auf den Grund zu gehen. Die Reaktionen auf Goethes Werke waren schon zu seinen Lebzeiten enorm zahlreich und vielseitig. Das mag darin liegen, dass Goethe seine Kritiker, sowohl ihm wohl Gesonnene als auch Zweifler, immer wieder vor das Problem stellte, ihn nicht einordnen zu können. Bestehendes durchbrach und revolutionierte er, sich in Entwicklung Befindliches trieb er auf nicht mehr überbietbare Höhepunkte und erweiterte immer wieder den Spielraum, in dem sich Literatur befand. Die Wirkung seiner Werke übertraf in vielen Fällen den Erwartungshorizont des Publikums und führte es an die Grenzen des allseits anerkannten Verständnisses und Geschmackes von Literatur. Mandelkow schreibt hier von der Entstehung eines neuen selbstbewußten Publikums und von der Entwicklung der literarischen Kritik zu einer eigenständigen Disziplin.1 Die Wirkungsgeschichte des Werthers ist geradezu ein Modellfall dieser Entwicklung und zeigt in welches Spannungsverhältnis von Meinungsbildnern dieses Werk seinen Fuß gesetzt hat. Was auf die Veröffentlichung des Werthers folgte, übertraf alles bisher Dagewesene, weil auch „Die Leiden des jungen Werther“ alles bisher Dagewesene übertraf und den Briefroman wie auch den empfindsamen Roman an einen Punkt führte, der keine Weiterentwicklung mehr zuließ. Im Jahre 1774 erschienen „Die Leiden des junge Werthers“ von J. W. Goethe. Goethe schrieb diesen Briefroman in nur vier Wochen nieder. Er verarbeitet damit eine Reihe persönlicher Erlebnisse, wie den Selbstmord eines Bekannten, Jerusalem, Probleme in der Arbeit und die unglückliche Liebe zu Charlotte Buff. Schon kurz nachdem das Werk erschienen war, löste es eine Flut von Reaktionen aus, positiver als auch negativer Natur. Zunächst möchte ich die geistigen und literarischen Strömungen dieser Zeit näher betrachten, um der Frage auf den Grund zu gehen, warum dieses Werk so einen heftigen Literaturstreit vom Zaun brechen konnte. Dann möchte ich den einzelnen Lagern, wie und in welcher Weise sie auf den Werther reagiert haben, meine Aufmerksamkeit widmen. [...] 1 Mandelkow, K. R. Goethe im Urteil seiner Kritiker. Bd. I. München, 1975. S XXV