Beate Malys Roman entführt den Leser in das historische Wien. Durch die detaillierten, aber keinesfalls langatmigen, Beschreibungen der damaligen Sitten und Gebräuche, gelingt es ihr eine lebendige Hintergrundkulisse für die Protagonisten zu erschaffen. Sie verdeutlicht die Abgrenzung zwischen den
Juden und den Christen. Denn die Juden lebten damals nicht mitten unter den christlichen Bürgern der…mehrBeate Malys Roman entführt den Leser in das historische Wien. Durch die detaillierten, aber keinesfalls langatmigen, Beschreibungen der damaligen Sitten und Gebräuche, gelingt es ihr eine lebendige Hintergrundkulisse für die Protagonisten zu erschaffen. Sie verdeutlicht die Abgrenzung zwischen den Juden und den Christen. Denn die Juden lebten damals nicht mitten unter den christlichen Bürgern der Stadt, sondern in einem streng abgeteilten Judenviertel. Das Tor zu diesem Viertel wurde zur Sperrstunde verschlossen und erst wieder am nächsten Morgen geöffnet. Durch die Jüdin Sarah erfährt man einiges aus dem ganz normalen Alltagsleben zur damaligen Zeit. Auch die Vorbereitungen, die zu den jüdischen Festtagen getroffen werden mussten und die Festtage selbst, werden beschrieben.
Einen Einblick in das Leben im christlichen Teil der Stadt erhält man durch den angesehenen Steinmetz Mathes Rockh. Durch ihn erfährt man von der Hierachie in den Handwerkszünften und dem geschäftigen Treiben beim Bau des Stephansdoms. Die Unterschiede zwischen den beiden Religionen werden dem Leser noch einmal vor Augen geführt. Außerdem beschreibt die Autorin mit welchen Übergriffen Juden rechnen mussten, wenn sie sich in das christliche Viertel der Stadt wagten.
Die beiden Hauptprotagonisten, Sarah und Mathes, wirken sympathisch. Sarahs vergebliche Bemühungen im Haushalt lassen sie sehr lebendig wirken. Es fällt leicht, sich die verschiedenen Persönlichkeiten vorzustellen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Die Liebesgeschichte zwischen Sarah und Mathes wirkt nicht zu überladen oder übertrieben romantisch. Sie lässt genug Raum für den historischen Anteil dieser Erzählung und die Intrigen der Bösewichte, die in diesem Schmöker natürlich auch nicht fehlen dürfen. Der Schreibstil ist flüssig, sodass man mühelos in die Handlung eintauchen und ihr problemlos folgen kann. Einige schicksalhafte Wendungen wirken zwar vorhersehbar, doch das trübt das Lesevergnügen nur geringfügig.
Insgesamt gesehen hat mir dieser historische Roman gut gefallen, da man in das Geschehen eintauchen und den Alltag beim Lesen vergessen konnte. Obwohl ich diesen Roman innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe, vergebe ich "nur" drei von fünf Bewertungssternen. Für mich persönlich hatten die Protagonisten manchmal einfach etwas zu viel Glück und außerdem erschienen mir einige Wendungen zu vorhersehbar. Dennoch habe ich mich gut beim Lesen unterhalten und kann diesen lebendig geschriebenen Roman gerne weiterempfehlen.