Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,7, FernUniversität Hagen, Sprache: Deutsch, Abstract: 1 Einleitung Der Dichter Gotthold Ephraim Lessing leistete mit seinem Drama „Emilia Galotti“ (1772) einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland. So bedeutet dessen Erscheinen für den Philosophen Kuno Fischer „die Geburt der modernen deutschen Tragödie“1. Zudem „wirkte [Emilia Galotti] stärker als irgendein anderes Werk auf die zeitgenössische Produktion“2. Aus diesem Grunde habe ich dieses heute noch bedeutende Trauerspiel ausgewählt. Der Inhalt des Dramas geht zurück auf die antike Virginia-Sage, in der ein Vater der eigenen Tochter das Leben nimmt, damit ihre Unschuld bewahrt wird. Aber auch die Lucretia-Legende, die davon handelt, dass eine tugendhafte Frau vergewaltigt wird und sich daraufhin selber tötet, hatte Einfluss auf die Handlung in „Emilia Galotti“. Anders als die beiden genannten Werke ist Lessings Drama jedoch nicht politisch gestaltet, weil der Schwerpunkt beim bürgerlichen Trauerspiel auf die Familie gesetzt wird und Staatsinteressen nicht von Belangen sind. In dieser Hausarbeit möchte ich mich eingehender mit dem Text beschäftigen und dabei untersuchen, wie die Figuren, die der Familie Galotti angehören, dargestellt werden und in welchen Verhältnissen sie zueinander stehen. Ich werde vor allem die Beziehung zwischen der Tochter Emilia und ihrem Vater Odoardo näher beleuchten. Weiterhin möchte ich ergründen, inwiefern die bürgerlichen Wertvorstellungen des 18. Jahrhunderts, maßgeblich das Ideal der Tugend, Einfluss auf die literarische Familie Galotti ausüben. Nach einer theoretischen Einführung, in der ich skizzenhaft auf das deutsche bürgerliche Trauerspiel wie auf die familiären Veränderungen im Zuge der Aufklärung eingehe, werde ich die Familienmitglieder zunächst einzeln und anschließend in Beziehung zueinander analysieren.