Amerikanischer Bürgerkrieg. Viele ziehen in den Krieg, so auch die Nordstaatlerin Constanze. Weil sie stärker und treffsicherer ist als ihr Ehegatte, verkleidet sie sich als Mann und wird als Ash Thompson Soldat.
Die Geschichte "Die Zweige einer Esche" wird aus Sicht von Constanze Jahre später
erzählt. Sie erinnert sich, berichtet wie alles anfing und was geschah. Dabei ist der Erzählstil fast…mehrAmerikanischer Bürgerkrieg. Viele ziehen in den Krieg, so auch die Nordstaatlerin Constanze. Weil sie stärker und treffsicherer ist als ihr Ehegatte, verkleidet sie sich als Mann und wird als Ash Thompson Soldat.
Die Geschichte "Die Zweige einer Esche" wird aus Sicht von Constanze Jahre später erzählt. Sie erinnert sich, berichtet wie alles anfing und was geschah. Dabei ist der Erzählstil fast sachlich und kühl - und ist gerade deswegen bewegend und geht unter die Haut. Sie berichtet von den Kämpfen und dem Sterben auf den Schlachtfeldern. Von Kameraden und Vorgesetzten. Von Verwundungen und ihrer Zeit im Irrenhaus.
Allerdings gibt es immer wieder auch weitere Rückblenden in ihre Jugendzeit, vor allem erinnert sich Constanze an ihre bereits verstorbene Mutter. Erst nach und nach wird auch dem Leser klar, warum Constanze zu so einer Kämpfernatur geworden ist.
Es ist einer harter Weg, den sie geht und sie wird nicht verschont von Leid und quälenden Gedanken und Erinnerungen. Dennoch ist sie eine Frau, die ihr Herz am rechten Fleck hat und eingreift und hilft, wo sie nur kann. In ihr steckt viel Widersprüchliches, aber dennoch schafft es der Autor sie glaubhaft und lebendig zu zeichnen.
Die Erzählweise ist ruhig, doch durch die immer wiederkehrenden Andeutungen auf Constanzes Vergangenheit, die sich erst nach und nach heraus kristallisiert, gibt es auch einen Spannungsbogen. In der Mitte des Romans flacht dieser etwas ab um umso stärker am Ende wieder zu fesseln. Vor allem aber sind es Emotionen, die das Buch beim Lesen auslöst - und gerade am Schluß, kann man den Roman nicht einfach aus der Hand legen, man sinnt noch eine Weile darüber nach.
Der Sprachstil ist der Protagonistin angepasst. Eine einfache, fast gefühlskalte Sprache, aber genau die drückt das Leben der Hauptperson aus. Man kann sich förmlich vorstellen, wie sie, die früher nur Arbeit auf dem Feld und im Hof kannte, in den Krieg zog und als Frau unerkannt unter Männern lebte und kämpfte. Im Klapptentext wird die New York Times zitiert, die den Roman "unterkühlt und gefühlvoll zugleich" bezeichnet. Und genau diesen Eindruck konnte ich auch gewinnen.
Immer wieder gab/gibt es Frauen, die als Männer getarnt in den Krieg zogen/ziehen. So auch im amerikanischen Bürgerkrieg. Der Autor hat die Figur glaubhaft dargestellt, auch ihre Widersprüchlichkeiten, die sanften Seiten gegenüber den kaltblütigen Kampfhandlungen, ihre Listigkeit gegenüber Hilfsbereitschaft.
Ein Roman, der sich fast liest wie ein Tatsachenbericht, bei dem man die Grenze zwischen Realität und Fantasie kaum sehen kann. Ein Buch, das mich gefesselt und gefangen genommen hat, manchmal mit Schrecken und Abscheu über die beschriebenen Handlungen, aber auch mit Mitleid und Sorge um die Protagonistin, die man je mehr man von und über sie liest, immer besser verstehen lernt.
Es ist eine Geschichte aus einer anderen Zeit, einem so gänzlich anderem Leben, doch der Autor schafft es, diese Zeit, dieses Leben ziemlich genau vor Augen zu haben.
Fazit:
Eine ganz andere, fesselnde, bedrückende, faszinierende und emotionale Leseerfahrung.