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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, heißt es in Johann Wolfgang von Goethes ‚Wilhelm Meisters Lehrjahre ’. Das Bildungskonzept, welches Robert Walser in seinem 1909 erschienenen Lieblingsroman ‚Jakob von Gunten- ein Tagebuch’ vermittelt, ist ein anderes. Während im klassischen Bildungsroman der Protagonist durch Begegnung mit der Welt zu sich selbst findet, gelangt Jakob von Gunten nur durch Isolation von…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, heißt es in Johann Wolfgang von Goethes ‚Wilhelm Meisters Lehrjahre ’. Das Bildungskonzept, welches Robert Walser in seinem 1909 erschienenen Lieblingsroman ‚Jakob von Gunten- ein Tagebuch’ vermittelt, ist ein anderes. Während im klassischen Bildungsroman der Protagonist durch Begegnung mit der Welt zu sich selbst findet, gelangt Jakob von Gunten nur durch Isolation von der Welt und durch Unterdrückung seines Bewusstseins und seiner Begierden zu sich selbst. Dieter Borchmeyer spricht in diesem Zusammenhang von einer „satirischen Pervertierung des traditionellen Bildungsbegriffs“ . Es ist die Rede von einer Parodie auf den klassischen Bildungsroman, von einem Anti-Bildungsroman. Das Institut Benjamenta, in welchem Jakob eine Ausbildung zum Diener absolviert, ist gekennzeichnet durch seine Abgeschiedenheit von der Welt, von seiner Weltfremdheit. Seine obersten Grundsätze sind „Geduld und Gehorsam“ , welche auf ein Leben in „Armut und Abhängigkeit“ vorbereiten sollen. Im Vordergrund stehen „innere Erfolge“ : Ziel der Ausbildung ist die Kleinheit „bis hinunter zur Nichtswürdigkeit“ . Diese ‚Idee des Kleinseins’, welche die Zöglinge des Instituts vollkommen beherrscht, gilt bei Kil-Pyo Hong als Grundidee Walsers. Er bezeichnet sie als „Angelpunkt seiner Dichtung und Poetik“ . Auch Borchmeyer vertritt die Ansicht, dass diese Haltung des Dienens und der Nichtswürdigkeit für den Schriftsteller zu „fixen Idee“ geworden sei. Robert Walser selbst absolvierte im Spätsommer 1905 in Berlin einen Kurs zur Ausbildung als Diener und arbeitete als solcher im Herbst 1905 einige Monate auf Schloss Dambrau in Oberschlesien. Die Thematik des Dienens durchzieht sein gesamtes Werk ; besonders deutlich wird sie allerdings im ‚Jakob von Gunten’. Im Folgenden sollen das Institut Benjamenta und dessen Zielsetzung näher vorgestellt und die ‚Dieneridee’ Walsers mit dem tradierten Bildungsbegriff verglichen werden. In diesem Zusammenhang wird auch Walsers Gesellschaftskritik Erörterung finden. Weiterer Gegenstand dieser Untersuchung werden die Selbsterziehungspläne des Protagonisten Jakob von Gunten und die damit verbundene Problematik seines Stolzes sein. Außerdem wird eine Gegenüberstellung von Walsers Roman mit der Philosophie des Übermenschen von Friedrich Nietzsche stattfinden, die mit der Frage nach der Massenkompatibilität von inszenierter Demut als Lebenskonzept abschließt.